piwik no script img

Bremer Vulkan nicht mehr flüssig

■ Henning Scherf prüft „EU-konforme Lösungen“

Die Finanzhüter beim angeschlagenen Bremer Vulkan Verbund haben ein neues Loch entdeckt. 300 Millionen Mark sollen dem Vulkan fehlen, um fällige Rechnungen zu bezahlen. Der Konzern mit rund 24.000 MitarbeiterInnen ist nicht mehr flüssig. Henning Scherf verließ nach dieser Meldung gestern Morgen eilig den Europäischen Verwaltungstag: „Der Vulkan brennt“, sagte Scherf.

„Scherf ist an den Gesprächen beteiligt, mit dem Ziel, das hohe Auftragspotential des Vulkans abzubauen“, sagte gestern ein Sprecher des Senats. Soll heißen: Henning Scherf versucht Geld lockerzumachen. Das könnte zum Beispiel in Form einer Bürgschaft an den Werftenkonzern fließen. Laut Senatskanzlei sind Scherf, Nölle „sowie Fachbeamte damit befaßt, in einer Gemeinschaftslösung unter Führung der Banken und unter Mitwirkung von betroffenen Ländern, den Finanzbedarf der Bremer Vulkan Verbund AG sicherzustellen“.

Der Senat schwieg gestern eisern. Es werde überprüft, welche „Lösungen EU-konform sind“. Ob sich Bremen wieder am Vulkan beteiligen will, konnte ein Senatssprecher „weder bestätigen noch dementieren“, teilte dpa mit. Gegenüber der taz hieß es, daß Finanzsenator Nölle und Wirtschaftssenator Perschau bereits in den vergangenen Tagen mehrfach über eine erneute Liquiditätskrise beim Vulkan gesprochen hätten. Desweiteren hätten Gespräche auf Fachebene stattgefunden. Spekulativ ist davon auszugehen, daß Ulrich Keller, Senatsrat aus dem Finanzressort, und Klaus Geertz von der landeseigenen Hibeg seit einigen Tagen an Lösungen für den Vulkan feilen.

Im September hatten dem Vulkan schon einmal 300 Millionen Mark gefehlt. Damals hatten die Commerzbank und die Dresdner Bank die Löcher gestopft. Die Vulkan-Aktie sank täglich bis sie bei 34 Mark ankam. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Friedrich Hennemann wurde daraufhin vom Aufsichtsrat und den Gläubiger-Banken zum Rücktritt gedrängt, was er Mitte November tat.

Die IG-Metall Küste regte sich gestern über die „gezielten Indiskretionen“ auf. „Halb-, Viertel- und Unwahrheiten werden geschickt gemixt, um die öffentliche Diskussion anzuheizen“. Die „persönliche Lust am Intrigieren“ verschärfe die Lage. Die Gewerkschafter übersehen dabei, daß der Bremer Vulkan seit Beginn der Krise keine handfesten und verwertbaren Aüßerungen gemacht hat. Gestern Abend dementierte der Konzern, daß es einen neuen Liquiditäts-Engpaß gebe. Substanz- und Grundkapital seien trotz der Belastungen aus dem Geschäftsjahr 1995 intakt. Der Vulkan könne seinen Verpflichtungen nachkommen. ufo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen