piwik no script img

Atempause für Polens Premier

■ Vorerst kein Verfahren wegen Spionageverdacht eingeleitet

Berlin (taz) – Die polnische Militärstaatsanwaltschaft hat es gestern abgelehnt, bereits in den nächsten Tagen Ermittlungen wegen Spionage gegen die exkommunistischen Premier Jozef Oleksy einzuleiten.

Das Innenministerium solle „so schnell wie möglich“ sein Dossier mit den Beiweisdokumenten vervollständigen und es erneut einreichen. Endgültig wird die Staatsanwaltschaft über die Aufnahme eines Verfahrens um den 20.Januar herum entscheiden. Das polnische Parlament fällte mit der Mehrheit der Demokratischen Linksallianz, der auch Oleksy angehört, folgenden Beschluß: Eine Sonderkommission soll nicht etwa die schwerwiegenden Vorwürfe gegen Oleksy überprüfen, sondern das rechtmäßige Vorgehen des polnischen Geheimdienstes.

Am Abend zuvor hatte Andrzej Milczanowski, der bis Freitag amtierende Innenminister Polens, erklärt, daß Oleksy sich zwischen 1990 bis 1995 regelmäßig mit russischen Diplomaten getroffen und ihnen bewußt geheime Materialen und Akten ausgehändigt hätte. Oleksy gab die Treffen zwar zu, bestritt aber, gewußt zu haben, daß es sich um Agenten des KGB gehandelt habe. Geheimakten habe er ihnen nicht überlassen. Oleksy will den Innenminister wegen Verleumdung anklagen. Den belastenden Akten zufolge soll nach Informationen von Zycie Warszawy Oleksy seine Mitarbeit beim KGB begonnen haben, als er noch 1. Sekretär des Wojewodschaftskomitees der polnischen KP war in Biala Podlaska war. Gabriele Lesser

Siehe Seite 9

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen