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HEW: Irgendwie clever

■ Mehr Stromverkauf trotz geringerem Energieverbrauch in Hamburg

Die Hansestadt gibt sich ein bißchen energiesparbewußt. Der Hamburger Stromverbrauch verzeichnete nach Mitteilung der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) im vergangenen Jahr einen leichten Rückgang von etwa 1 Prozent. Dabei blieb der Stromabsatz im Tarifkundenbereich – trotz gestiegener KundInnenzahl – auf dem Niveau von 1994.

Für die HEW ein Erfolg des gestiegenen Energiespar-Bewußtseins und des Einsatzes stromsparender Haushaltsgeräte. Der Hamburger Trend gilt allerdings nicht in der ganzen Republik: Bundesweit dürfte der Stromabsatz 1995 nach ersten Schätzungen der Energieversorger um mehr als 1,7 Prozent angestiegen sein.

Der Stromverkauf der HEW an ihre Industriekunden dürfte ebenfalls um etwa ein Prozent zurückgegangen sein: nicht weil die Unternehmen groß sparten, sondern weil sie ihre Energieversorgung etwa mithilfe eigener Blockheizkraftwerke hausintern regeln. Auch die Nachtspeicherheizungen fraßen – trotz klirrender Kälte im vergangenen Monat – weniger Strom. Einfacher Grund: Ihre Zahl ist stark rückläufig.

Einen deutlichen, noch nicht in Prozenten bezifferbaren Anstieg verbucht die HEW hingegen beim Fernwärmeverkauf. Denn die Anzahl der ans Fernwärmenetz angeschlossenen Wohneinheiten stieg im abgelaufenen Jahr von 318.000 auf 326.000 an.

Doch obwohl der Energieverbrauch in der Hansestadt insgesamt leicht zurückging, haben die geschäftstüchtigen Manager des Hamburger Stromkonzerns keine Einbußen im Stromgeschäft: Sie lieferten einfach mehr Energie an ihre Verbundspartner im In- und Ausland und steigerten so 1995 ihren Verkauf um knapp drei Prozent – auf insgesamt 12,5 Milliarden Kilowattstunden.

Das wirkt sich auf die Unternehmensbilanz natürlich günstig aus: Der Umsatz konnte erneut um ein Prozent auf insgesamt 2,8 Milliarden Mark gesteigert werden. Da gleichzeitig die Kosten durch Rationalisierungsmaßnahmen beträchtlich gesenkt wurden, dürften die HEW in ihre nächste Bilanz rekordverdächtig hohe schwarze Zahlen schreiben.

Fazit: Ökologie-Bonuspunkte für weniger Stromverbrauch in Hamburg, Ökonomie-Bonuspunkte für satte Gewinne: irgendwie clever. Marco Carini

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