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Walter Seeler ist tot

Am vergangenen Samstag, einen Tag nach seinem 67. Geburtstag, ist Walter Seeler gestorben. Den Querdenker hatte Bürgermeister Peter Schulz 1974 als ersten Sanierungsbeauftragten ins Altonaer Rathaus geholt. Die Dinge, die er stets lautstark kritisiert hatte, mußte er ab sofort selbst besser machen und setzte sich dabei immer wieder zwischen alle Stühle – von linken Freunden oft geschmäht, von den Etablierten als Hofnarr geduldet.

So hat er in Altona das Hausbegrünungsprogramm angeschoben, das ihm den Namen „Herr Knöterich“ eintrug. Für die Punks am Spritzenplatz kämpfte er, als die Politiker mit dem „Gesindel“ aufräumen wollten. Aber auch seine Gegner bewunderten die Beharrlichkeit, mit der er seine „Politik zu Fuß“ machte. Ex-Bezirksamtschef Peter Strenge erinnert sich: „Walter Seeler war natürlich bei Laufbahnbeamten verhaßt, da er sie zum Denken und arbeiten zwang. Seine endlosen Spaziergänge im Viertel haben einen echten Dialog zwischen Verwaltung und Bürger in Gang gebracht.“

1992 suchte er sich ein neues Arbeitsgebiet in Mecklenburg-Vorpommern. Nach zwei Schlaganfällen lebte er in Sommersdorf auf einem Demeterhof, den er und seine Lebensgefährtin Gisela Quadflieg mit aufgebaut hatten. Die letzte Zeit verbrachte er im Reventlowstift, nahe seines letzten Lieblingsprojekts, dem Paulsenplatz. Ob der vielleicht eines Tages Walter-Seeler-Platz heißt? Günter Zint

Walter Seeler ist bis heute, 15 Uhr, in der Michaeliskirche, Schenefelder Landstr. 38, aufgebahrt

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