: New York, New York
■ Peter Bradke in der Galerie Rose
Coole Saxophontöne binden zwei Städte zusammen: der Blick aus dem Fenster der Galerie Rose auf das innerstädtische Bahnviadukt paßt verblüffend zu den Ölskizzen auf grauem Papier, die menschenleeren Gleise und verlassene Bars auf der anderen Seite des Atlantiks zeigen. Storyboardartige, farbreduzierte Bilder rufen in grau-blauer Stimmung mögliche Handlungsorte auf: der Schatten einer Jalousie im Hinterzimmer, die einsame Cafeteria, der superlange Cadillac vor dem Guggenheim Museum. Der Berliner Künstler Peter Bradtke, kennt die typischen Filmeinstellungen der Schwarzen Serie bis ins letzte Detail. In vielen Bildern hat er sich selbst in die Rolle von Bogart & Co gemalt und sein eigenes Gesicht mit den Kinomythen verschmolzen.
Diese Ausstellung müßte nur nachts besucht werden. Denn dann fällt regelmäßig Licht aus den Fenstern der schräg aufwärts über dem Fleet fahrenden U-Bahn herein und trifft sich mit dem Leuchten der gelben Taxis in der neuen Gemäldeserie „Blue Nights in a New York City Love Affair“. Peter Bradtke hat in den siebziger Jahren an der hiesigen Hochschule für bildende Künste studiert und ging nach einigen Jahren in Hamburg nach New York. Obwohl er nun tatsächlich seit zehn Jahren in der Stadt seiner Sehnsucht lebt, illustriert er in seinen gut gekonnten Bildern Szenen eines Manhattan, das aller konkreter Realität zum Trotz ein Mythos ist, die Metropole schlechthin: bunt, lebendig, attraktiv selbst im Regen, der sich in den Farbverläufen der Bilder tropfend manifestiert. Denn wo früher in fotorealistischer Technik gesprüht wurde, führt jetzt der Pinselstrich ein begrenztes Eigenleben, wobei die Auflösung allerdings nie über den Wiedererkennungspunkt hinausgetrieben wird. Die scheinbar so realistischen Bilder zeigen gar nicht Manhattan oder einen Ort in dieser Welt, sie sind Ausdruck reiner Wunschträume. Aber das waren Landschafts- und Stadtansichten, gleich ob heroisch oder romantisch schon immer.
Hajo Schiff Galerie Rose, Großer Burstah 36, Mo-Fr 11-18.30, Sa 10-14; noch bis 22. März.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen