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Heide nicht mehr allein

■ In Schleswig-Holstein sind die Zeiten der SPD-Alleinregierung vorbei

Kiel/Berlin (AFP/taz) – In Schleswig-Holstein muß sich die Ministerpräsidentin Heide Simonis nach einem Koalitionspartner umsehen: Mit 40,2 Prozent hat die SPD deutliche Verluste von mehr als 6 Prozent erlitten. Die CDU kam auf etwa 36,9 Prozent nach 33,8 Prozent bei den Wahlen 1992, verpaßte aber ihr Wahlziel eines Machtwechsels in Kiel. Der FDP gelang mit 5,6 Prozent auch hier der Wiedereinzug in den Landtag.

Die Grünen schafften in ihrem sechsten Anlauf mit etwa 7,8 Prozent erstmals den Sprung in das Kieler Parlament. Die rechtsextreme Deutsche Volks-Union (DVU), die vor vier Jahren noch 6,3 Prozent erreicht hatte, scheiterte nach den ZDF-Hochrechnungen um 18.45 Uhr mit 4,7 Prozent nur knapp an der Fünfprozenthürde. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 72 Prozent.

Die Koalitionsoptionen hingen bei Redaktionsschluß noch an der Frage, ob die DVU den Sprung ins Kieler Parlament geschafft hat. Davon ausgegangen, daß sie draußen bleibt, wäre eine rot-grüne Koalition im nördlichsten Bundesland (SPD und Grüne verfügten dann über 39 von 75 Sitzen) denkbar – auch wenn Heide Simonis vor der Wahl verkündet hatte, keine „grünen Frösche küssen“ zu wollen. Auch ein Zusammengehen mit der FDP und dem Südschlesischen Wählerverband von Heinz- Otto Meyer – der Partei der dänischen Minderheit, für die keine Fünfprozenthürde besteht, war allerdings rechnerisch noch möglich.

Ernüchtert und fast sprachlos reagierten die SPD-Anhänger im Kieler Landeshaus auf die schweren Verluste. „Nicht doll“, meinte der scheidende Landtagsabgeordnete Wolfgang Herrmann in einer ersten Reaktion. Freudestrahlend nahmen hingegen die Grünen die erste Hochrechnung auf. „Wir sind absolut erfreut. Wir haben ja auch lange genug dafür gekämpft, und es ist mehr als verdient, wenn wir jetzt in den Landtag einziehen“, kommentierte Spitzenkandidat Karl-Martin Hentschel das Ergebnis seiner Partei.

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