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Persönliches Pech statt Tragik

■ Beim Apoll! Es menschelt in Theben und will dennoch schicksalhaft sein: Alexander Lang inszenierte „König Oidipus“ des Sophokles im Deutschen Theater

Nach wenigen Minuten weiß man: Dieser Mann lügt. So eilfertig, wie sich König Oidipus bemüht, die Thebaner seiner innigsten Fürsorge zu versichern, wie er sich anbiedernd zu ihnen herunterbeugt und eitel grinst, muß er etwas zu verbergen haben. Und damit ist der Abend im Deutschen Theater auch schon gelaufen, die Tragödie nach anderswo entwichen und des Sophokles Drama bleibt in Alexander Langs Regie reines Bildungsprogramm.

Denn wenn sich Oidipus auch nur im Ansatz der Verschlagenheit verdächtig macht, kann ihm auch keiner mehr glauben, daß er mit der Offenbarung seines Schicksals als Unschuldiger ins Verderben stürzt. Daß einer ohne sein Wissen den eigenen Vater erschlug und anschließend die leibliche Mutter heiratete, die er nie zuvor gesehen hat, erscheint dann als persönliches Pech, statt an die Grausamkeit des Weltenlaufs zu gemahnen.

Liegt es an Jörg Gudzuhn? Bedingt. Zwar ist es er, der den Oidipus als verschlagen, eitel und unbeherrscht zeigt, aber Lang holt die Tragödie ja insgesamt auf ein nicht läppisches, aber eben doch lapidares Niveau herunter. Christine Schorn etwa nölt die Iokaste – wie üblich nicht ohne Charme, aber eben doch viel zu konkret menschelnd, um die 2.400 Jahre zu überbrücken, die vergangen sind, seit Götterspruch der Alltag war.

Denn daran, daß die Moira, das Schicksal, die Fäden spinnt, hat der 54jährige Regisseur ja dann doch nicht gerührt. Keine Psychologie motiviert den gemäßigt privaten Ton. Und keine formale Strenge überführt den Leerlauf des alten Spiels ins Konzeptionelle. So wabert das Tragödchen vor sich hin, und auch daß der Chor (Thomas Bading, Jürgen Huth und Kay Schulze) ab und zu mal rhythmisch die Beine schwingt, führt nicht dazu, daß dieser staatstheaterliche „Oidipus“ im Hier und Heute Tritt fassen könnte.

Dem Publikum des Deutschen Theaters war's wieder mal egal. Es applaudierte höchst angetan und dankte dem sich tief verbeugenden Regisseur im schönen, sommerlich grünen Hemd, daß er es nach nur zwei Stunden ungeschoren wieder in die warme Nacht entließ. Petra Kohse

„König Oidipus“ des Sophokles, Regie: Alexander Lang, Ausstattung: Volker Pfüller, nächste Vorstellung am Sonntag, 19.30 Uhr, Deutsches Theater, Schumannstraße 13a

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