: Forschung, jetzt mit Praxis
■ Die Universität bildet ab nächstem Semester Museumsmanager aus
In Zeiten, wo Ausstellungen in der Kunsthalle von Telekom gesponsert werden und das Völkerkundemuseum eine Marketing-agentur beschäftigt, ist es konsequent, wenn die Universität einen Zusatzstudiengang „Museumsmanagement“ ins Leben ruft.
In Phasen sinkender öffentlicher Förderungen „muß es zu einer Professionalisierung kommen“, fordert Rolf Wiese. Als Direktor des Freilichtmuseums am Kiekeberg und Lehrbeauftragter am Fachbereich Kulturgeschichte und Kulturkunde kennt er die überlebensnotwendige Gratwanderung zwischen Theorie und Praxis aus eigener Erfahrung. Der Tätigkeitsbereich des Museumsleiters erfordere etwa zur Hälfte verwaltungsbezogene Fertigkeiten, und diese soll der neue Studiengang zusätzlich zum Fachstudium vermitteln.
„Praxis ist Forschung, und Forschung lebt von Praxis“, hat auch Hermann Hipp, Sprecher des Fachbereichs, scharfsichtig erkannt. Wichtig sei dabei, daß „vollkompetenten“ Fachstudenten zusätzliche Praxiserfahrung vermittelt wird.
Als „Schwerpunktstudiengang“ wird die Anleitung zum Museumsmanagen zunächst drei Jahre probeweise angeboten. Für das in Deutschland bisher einmalige Projekt müsse sich „erst eine Forschungsperspektive entwickeln“, begründet Albrecht Lehmann, Direktor des Instituts für Volkskunde, diese Maßnahme. Es sei aber erwünscht, aus dem „Modell eine Institution“ zu machen.
Wilfried Hartmann, Vizepräsident der Hamburger Uni, findet „das praktische Einbringen“ wissenschaftlicher Erkenntnisse „ganz faszinierend“. Verständlich, zählen doch zu dem dreisemestrigen Studienschwerpunkt auch Fächer wie das prickelnde „Finanzen und Recht“ oder die markige „Menschenführung“.
Im übrigen sei das Zusatzstudiumsprojekt auch ein „Beispiel dafür, daß auch unter Sparbedingungen reformiert werden kann“, so Hipp, denn es werde vor allem durch „Eigeninitiative“ ermöglicht. Christian Schuldt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen