: Flüchtlinge fürchten um Sicherheit
■ Vermieter: „Es sind drei Hausmeister im Haus“
Die 52 Bewohner im Altbremer Haus Außer der Schleifmühle fürchten Regenstürme und Kälte – selbst im Juli. Aus gutem Grund: „Die Heizung ist kaputt, das warme Wasser auch, und zum Dach regnet es rein“, sagt Hojjatollah Khalili. Nachdem seine Klagen bei der „Bremischen Wohnungsbaugesellschaft“, die das Haus im Aufrag des Bundesamtes für Asyl belegt, keine Verbesserung brachten, wendete sich der iranische Asylbewerber jetzt an den Rat iranischer Flüchtlinge. Doch auch dessen Forderung nach „Bettwäsche, Matratzen und Zudecken“ hatte nicht den notwendigen Erfolg, sagt Djafar Khosravi. In einem Dreibettzimmer schlafe ein Mann seit Wochen auf dem Boden. „Deshalb schlagen wir jetzt Alarm.“
Die Mängelliste, die Khosravi präsentiert, ist bemerkenswert – und auf den ersten Blick völlig berechtigt. Schon im Eingang des – nach Stockwerken getrennt – von Afrikanern, Albanern und Iranern bewohnten Hauses ist die Lage offensichtlich: Die Haustür ist nicht abschließbar – ein Tatbestand, den auch die Bremische Wohnungsbaugesellschaft gerade wieder bemängelt hat. „Wegen früherer Klagen haben wir das Haus letzte Woche begangen, um zu prüfen, ob unser Vertragspartner die Mängel abgestellt hat“, sagt Dieter Cordes, Sprecher der Bremischen. Sein Fazit: „Das war weitgehend nicht der Fall“.
Deshalb teilt Cordes die Sorgen der Asylbewerber, die vor allem Sicherheitsfragen beunruhigen: Die kaputten Feuermelder auf zwei Etagen und fehlende Feuerlöscher beispielsweise. „Was sollen wir machen, wenn das wie in Lübeck auch hier passiert?“ radebrecht ein junger Albaner. Aus seiner Sicht scheint sich niemand verantwortlich zu fühlen. „Beim Eingang, wo früher mal ein Hausmeister war, leben jetzt drei Polen, die abends kommen und morgens wieder gehen“, haben die Asylbewerber beobachtet. Hojjatollah Khalili erntete nur Schulterzucken auf die Frage, wer denn hier der Hausmeister sei. „Und den Besitzer habe ich seit Monaten kaum gesehen.“
Der Besitzer des Hauses, Helmut Herrndorff, stimmt vage zu: „Die iranische Sache lief nicht gut. Bei der letzten Verabredung haben wir uns verfehlt.“ Doch sei er „ständig im Haus“, wie auch seine drei „Hausmeister-Hilfskräfte.“ Die allerdings entgingen neulich sogar der Inspektion der Bremischen. Aber auch dafür hat Herrndörfer eine Erklärung: Die drei „Hilfskräfte“ würden erst angelernt – und das Haus sei ja auch ziemlich groß. Der Bremischen ist das bald egal: „Wir haben nach Mietkürzungen jetzt Reparatur auf Kosten des Vermieters angekündigt“, sagt Cordes. „In zwei Tagen spätestens muß das Haus feuersicher sein.“ Sonst drohe die Kündigung des Vertrags. ede
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