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Sechs Siemens-Arbeiter verstrahlt

■ Sie gerieten bei einem Kraftwerksbau im Iran unter Strahlenbeschuß – in welchem Ausmaß, ist noch unklar

Berlin/Teheran (taz/AFP) – Auf der Baustelle des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks in Racht in der Provinz Gilan im Norden des Iran kam es zu einem Strahlenunfall. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte ein Arbeiter schon am 24. Juli radioaktives Material aus einem Meßgerät entwendet. Er trug es einige Stunden mit sich herum, bis die strahlende Iridium-Kapsel bei ihm gefunden wurde. Das Iridium ist eine Quelle von energiereichen Röntgenstrahlen und wird zum Prüfen von Schweißnähten benutzt.

Der Arbeiter wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert. Bis ihm die Strahlenquelle abgenommen wurde, war er allerdings in der Baustelle umhergewandert und hatte damit andere den Röntgenstrahlen ausgesetzt – Angaben in iranischen Zeitungen zufolge bis zu 50 Menschen. Unter den eventuell verstrahlten Personen sind auch sechs Ingenieure von Siemens. Das bestätigte gestern Wolfgang Breyer, Sprecher der Siemens-Tochter Kraftwerks- Union (KWU).

„Es war nicht nachzuvollziehen, wer wie stark betroffen war. Deshalb wurden vorsorglich alle aus dem betroffenen Bereich untersucht“, so Breyer. Die Untersuchungsergebnisse sind noch nicht vollständig bekannt. Die harten Röntgenstrahlen aus der Iridium- Probe durchdringen nicht nur Stahl, sondern auch menschliches Gewebe. Sie können Zellen ganz oder teilweise zerstören und damit auch Krebs auslösen. Außerdem schwächen starke Dosen das Immunsystem nachhaltig. Die Atomenergieorganisation (IAEO) in Wien erklärte auf Anfrage, sie sei nicht informiert worden, weil es sich um ein klassisches Wärmekraftwerk handle.

In ersten Meldungen war sogar von einem Strahlenunfall in einem Atomkraftwerk die Rede gewesen. Es wird seit Jahren unter Mitwirkung eines europäischen Konsortiums erbaut. rem

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