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Wider die kreative Trägheit im Theater

■ Culturplan rationalisiert und optimiert Kultureinrichungen und rettet sie so vor Schließungen durch ihre Geldgeber

Krefeld (taz) – „Wir singen nur, zum Lob der Kultur – und ihrer finanziellen Kurskorrektur“, sang kürzlich das Männervokalensemble „Ten Beers After“ zum Firmenfest der Krefelder Culturplan GmbH. Alles passend zusammengefaßt und dennoch erklärungsbedürftig: Kultur und Finanzen? GmbH der schönen Künste? Kurskorrekturen in der Kunst?

„Wir machen Unternehmensberatung im weiten Bereich Kultur“, sagt Diplomkaufmann Peter Vermeulen (38), Culturplan- Gründer und Geschäftsführer. Seine privaten Auftraggeber sind Kabaretts, Theater- und Tanzschulen oder Kulturinitiativen. Die berät er in der Existenzgründung, informiert sie über öffentliche Zuschußtöpfe, vermittelt ihnen Grundwissen in Buchführung und Finanzierung. Zusammengefaßt hat Vermeulen dies Grundwissen in dem Ratgeberkompendium „Kursbuch Kulturförderung“. Größere Culturplan-Kunden sind rund 250 Kommunen, die für ihre Museen, Volkshochschulen oder Theater neue Konzepte oder Wirtschaftlichkeitsanalysen ordern. Culturplan-Motto: „Kultur retten, bevor sie abgebaut wird.“ Kultur und Betriebsorganisation – zwei Welten prallen aufeinander: „Bis heute“, sagt Vermeulen, „erleben wir immer wieder hochdotierte Verwaltungsleiter, die Betriebswirtschaft ohne jeden Sinn und Verstand betreiben. Keiner plant, rechnet, analysiert, managt.“

Die größten Übel seien Berufsstandsdenken, Bürokratismus und kreative Trägheit: „Eine städtische Bücherei muß Bücher nicht nur ins Regal stellen, sondern auch dafür sorgen, daß sie gelesen werden“, sagt Vermeulen. In Bremen hat Culturplan seinem Auftraggeber „Verband Bremer Bürgerhäuser“ schlicht empfohlen, sich aufzulösen. „Der Verband der sieben städtischen Kulturzentren war nur Wasserkopf und kostete Geld.“ Ohne ihn konnten die von der Schließung bedrohten Bürgerhäuser gerettet werden. Vorher hatte der Bürgerhaus-Verband selbst Klopapier in großen Mengen beim Großhändler gekauft, es kreuz und quer durch Bremen gekurvt, um das Papier zu verteilen. „Bei jedem Aldi um die Ecke gab es das Zeug billiger“, sagt Vermeulen.

Wer unkundigen Kulturschaffenden Marketing und Kostenrechnung beibiegen will, läuft oft gegen Mauern. Erlebt Skepsis und auch blanke Ablehnung. Denn Wirtschaftlichkeit bedeutet Umdenken, somit Änderung, und kann auch heißen: Stellen streichen. „Damit habe ich keine Probleme“, sagt Vermeulen selbstbewußt, „wenn statt dessen etwas Sinnvolleres entsteht. Mit kreativer Sparsamkeit kann man Zukunft sichern und finanzieren.“ Und erzählt kopfschüttelnd von teuren Arbeitsplätzen in Nationaltheatern und Museen, die es nur gibt, weil es sie schon immer gab. „Soll ich da empfehlen: Weiter so?“ Kaufmännische Wissensdefizite bei den Kulturschaffenden waren und sind eine Marktlücke. Culturplan hat als Einmann-Pionierbüro angefangen und ist heute ein Betrieb mit Jahresumsätzen jenseits der Millionengrenze, mit zehn Angestellten, die sich sechs volle Stellen teilen, dazu etliche HonorarmitarbeiterInnen. Als das Innenstadtbüro zu klein wurde, kaufte die Firma für 1,5 Millionen Mark eigenen Grund und Boden. 1997 will Culturplan Aktiengesellschaft werden. Bernd Müllender

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