: „Watt'n Kunst“ in Dangast: Vergängliches am Strand
Freitag abend in Dangast: Klänge eines Streichquartetts wehen über den Strand; auf dem Steg haben sich 26 junge Leute, Mitglieder der Kunstschule Oldenburg, zu einem Abschiedsmahl eingefunden. Wenn die Flut die Teller und Gläser wegzuspülen droht (man hat den Rhythmus der Gezeiten die Dauer des Beisammenseins bestimmen lassen) ist das „Watt'n Mahl“ zu Ende – und damit das Kunstprojekt „Watt'n Kunst“ am Strand von Dangast am Jadebusen.
Wege zur Kunst wollte Veronika Pögel, in der Kunstschule zuständig für Jugendkultur, den Teilnehmern öffnen. Fast ein Jahr lang hatte man sich an verschiedenen Wochenenden hier getroffen, hatte den Strand zum Atelier gemacht, versucht, aus dem, was die archaische Dangaster Szenerie hergab – Watt, Wind, Wasser– Kunst mit kurzer Halbwertzeit zu schaffen. Wer am Freitag einen Strandspaziergang machte, sah von dem, was die Kunstschüler mit und mittels der Natur gemacht hatten, nichts mehr. Die künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem maritimen Element hatte sich die Flut schon zurückgeholt.
Bloß eine Fotogalerie aus in den Sand gerammten Holzpfählen zeugte noch von der Fantasie, die die Nachwuchs-Künstler übers Jahr an den Tag gelegt hatten: Filigrane Stoff-Objekte gibt es da, vom Wind gebeutelt und geformt; an Land gespülte kleine Fische, zu subtilen Mustern angeordnet oder das Watt selbst, das, ausgetrocknet, die Oberflächenstruktur einer Wüstenei aufweist.
Ziel der Kunstschule Oldenburg, eine der größten in Niedersachsen, ist es, junge Leute auf den Besuch einer Kunsthochschule vorzubereiten. Wer bei „Watt'n Kunst“ mitgemacht hat, hat viel kreative Energie investiert. Bereut hat das offenbar keiner – im Gegenteil: Neugierigen Besuchern der Ausstellung am Wasser erklären die Künstlergesellen mit Feuereifer, was sie sich so gedacht haben bei dem Projekt, bei dem das Nationalpark-Haus Dangast hilfreich zur Seite gestanden hat.
Und während der überdimensionale holzgeschnitzte Penis am Strand die Jahre überdauert, ist die „Watt'n Kunst“ schon lange wieder verschwunden.
Alexander Musik/Foto: Mu
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