: CDU-Sprecherin: HUB-Agrarfakultät erhalten
■ Die von der Abwicklung bedrohte Fakultät sollte in abgespeckter Form erhalten bleiben, schlägt die hochschulpolitische Sprecherin der CDU, Monika Grütters, vor
In die Debatte um die Zukunft der Agrarfakultät an der Humboldt-Universität kommt Bewegung. Die von der Schließung bedrohte Einrichtung sollte in „abgespeckter Form“ auch nach dem Jahr 2000 erhalten bleiben, schlägt die hochschulpolitische Sprecherin der CDU, Monika Grütters, vor. Darin sei sie sich mit ihrem Sprecherkollegen Eberhard Engler einig, auch wenn die CDU-Fraktion wegen der parlamentarische Sommerpause zwangsläufig noch zu keinem „abschließenden Meinungsbild“ gekommen sei.
Die vorgesehene Schließung der Agrarfakultät soll den Landeshaushalt um 48 Millionen Mark entlasten. Angesichts der massiven Proteste, auch von der Brandenburger Landesregierung, hatte das Abgeordnetenhaus zunächst eine Absenkung der Zuwendungen um 11,3 Millionen Mark bis zur Jahrtausendwende beschlossen. Den Erhalt der Institution, der in ihrer Art einzigartigen in den neuen Bundesländern, hatte die Große Koalition von einer finanziellen Beteiligung durch Brandenburg abhängig gemacht. Dazu sieht sich Berlins Nachbar aufgrund der eigenen Haushaltslage jedoch nicht in der Lage, wie Brandenburgs Wissenschaftsminister Steffen Reiche (SPD) schon am 7. Mai dem Senat schriftlich mitteilte — nur zwei Tage nach der gescheiterten Fusionsabstimmung.
Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) bat daraufhin am 20. Mai den brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD), die Entscheidung noch einmal zu überdenken. Die Verhandlungen mit Brandenburg laufen noch, doch die Signale aus Potsdam sind für die Agrarfakultät wenig ermutigend. Für den Fall, daß es beim Nein bleiben sollte, würde der Erhalt der Agrarfakultät den Berliner Landeshaushalt ab dem Jahr 2000 mit 36,7 Millionen Mark belasten. „In diesem Fall“, so heißt es in einer kürzlich vorgelegten schriftlichen Antwort des Senats an das Parlament, sei aus Berliner Sicht die „endgültige Schließung der Fakultät als zwingend notwendig anzusehen“.
Dazu sollte es nach Ansicht der hochschulpolitischen CDU-Sprecherin Grütters aber gar nicht erst kommen. Ihr Vorschlag: Nach dem Vorbild der Universitätskliniken Virchow und Charité könnten die HUB-Agrarfakultät und die ebenfalls von der Abwicklung bedrohte Veterinärmedizin der Freien Universität „institutionell zusammenarbeiten“. Eine Zusammenlegung hält sie für den falschen Weg. Voraussetzung sei, daß beide Fakultäten einen „beschließenden Ausschuß“ einrichteten. Bei Neuberufungen für frei werdende Professorenstellen könnte sich das Gremium abstimmen, weil es eine Reihe von Doppelangeboten gebe. Severin Weiland
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