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Vulkan erlöst 140 Mio für Aktienpaket

■ Großteil an Gläubiger / Noch keine Vorschaltgesellschaft / McKinsey sucht Synergien

Vulkan-Konkursverwalter Jobst Wellensiek hat die erste große Tranche aus den Aktiva des bankrotten Werftenkonzerns versilbert. Das 50prozentige Aktienpaket der Vulkan-Verbund AG an dem Schweizer Maschinenbauer New Sulzer Diesel AG ging an den italienischen Schiffbaukonzern Fincantieri. In Bankenkreisen wird der Wert der Aktien auf 140 Millionen Mark beziffert. Wellensieks Sozius Thomas Oberle wollte dieser Zahl nicht widersprechen.

Die Suche nach einem Werften-Konzept geht unterdessen weiter: Wie es hieß, haben Unternehmensberater der Firma McKinsey bereits Vorarbeiten geleistet, in den nächsten Tagen sei mit einem Auftrag zu rechnen. Ihr Job: mögliche Synergie-Effekte zwischen der Schichau-Seebeck-Werft in Bremerhaven und dem Vulkan in Vegesack aufzuspüren. Diese Untersuchung soll endlich Klarheit bringen, ob die Werften getrennt oder gemeinsam die beste Überlebenschance haben. Inwieweit die 140 Millionen der Italiener den Vulkan handlungsfähig machen, ist noch nicht ausgemacht. Die Gremien der beteiligten Unternehmen müssen dem Deal noch zustimmen.

Sicher ist: Nur ein kleiner Teil des Geldes wird in die leeren Kassen des Vulkan fließen. Wie eine Sprecherin der Commerzbank in Frankfurt bestätigte, geht ein Großteil (die Rede war von 80 Prozent) direkt an verschiedene Banken und andere Gläubiger, an die die Sulzer-Anteile verpfändet waren. Die Konkursverwalter wollen laut Oberle die Sicherungsrechte erst im einzelnen prüfen.

Was mit dem nicht gesicherten Rest-Erlös geschieht, ist unklar. Vermutungen aus Vulkan-Kreisen, mit dem Geld würden die Kassen der vor zwei Monaten groß als Möglichkeit zur Akquisition neuer Aufträge angekündigten, konkursfreien Vorschaltgesellschaft gefüllt, erteilte Oberle eine Absage: „Diese Gesellschaft gibt es noch nicht. Sie steht unter Vorbehalt der EU.“ Die Europäische Union hatte sich an einer vom Senat zugesagten Finanzspritze von 20 Millionen Mark gestoßen.

Das Handelsblatt hatte berichtet, die Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus habe indirekt einen Teil des Geldes zu erwarten, um neue Aufträge für die Werften akquirieren zu können. Mypegasus-Chefin Ulrike Bohnenkamp: „Es würde mich wundern; wenn wir das Geld kriegen würden.“ Neue Schiffbau-Aufträge und die industriepolitische Fortführung der Werften seien nicht ihre Aufgabe.

Ob das Geld überhaupt zur Finanzierung neuer Aufträge verwendet werden darf, ist umstritten. Das Konkursrecht läßt kaum Spielraum: Geld, das durch die Verwertung von Aktiva zurückfließt, muß zunächst der freien Konkursmasse zugeschlagen werden, um die Quote für die Gläubiger zu verbessern. Andererseits biete aber eine Weiterführung der Werften die Chance, eine noch höhere Quote zu erzielen, hieß es aus Kreisen der Vulkan-Gläubiger. Fraglich bleibt jedoch, ob die Gläubiger des Vulkan zulassen würden, aus der ihnen zustehenden Konkursmasse auch Aufträge für die Schichau-Seebeck-Werft zu finanzieren, wie es in einer gemeinsamen Vorschaltgesellschaft vorkommen könnte.

Spekulationen, die Commerzbank werde nach Überweisung des Pfandgeldes aus dem New-Sulzer-Geschäft neue Bürgschaften an die Vulkan-Gesellschaften bereitstellen, entbehren nach Auskunft einer Commerzbank-Sprecherin jeglicher Grundlage. „Es hat darüber keine Gespräche gegeben“. jof

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