■ Glosse: Fucking Krauts
Ohne GIs kommt die Hauptstadt nicht aus. Kaum haben die Berliner sie mit „Thank you boys for Freiheit“ über den Teich geschickt, sollen sie per „Nostalgie-Reisen“ an ihre Wirkungsstätten von einst zurückkehren und sich frontstadtmäßig amüsieren. Damit bei den Ledernacken keine Langeweile aufkommt, wollen die Veranstalter die Trickkiste des Kalten Kriegs weit aufmachen: Touren durch Militärstützpunkte und einstige Minenfelder stehen ebenso auf dem Programm wie Fraternisierungsbaggern mit Bolle-Frolleins in Drogendiscos. Die Schlacht um Berlin endet im Hotelbett auf dem Mauerstreifen. Alle sind happy, besonders die gebeutelte Tourismusbranche.
Aber ist die Stadt überhaupt bereit, die alten Kämpfer aufzunehmen? Wohl kaum. Denn nicht nur die Russen sind abhanden gekommen, und der CIA sendet nicht mehr über Rias. Das Kino am Columbiadamm ist dicht, ganz zu schweigen von den Kasernenstuben, in die jetzt verweichlichte Bundesbeamte aus Bonn übersiedeln. Total hart aber erwischt es die US-Rambos, wenn sie mit ansehen müssen, was mit der früheren Fighting City getrieben wird. Dort, wo der Straßenkampf Mann gegen Russe durchgespielt wurde, rüstet das Gartenbauamt ökologisch um. Fucking Krauts, wird da vielleicht einer sagen und seine Erinnerungshandgranate zünden. That's funny. Rolf Lautenschläger
siehe Meldung auf Seite 22
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