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■ Das öffentlich-rechtliche Fernsehen und der FußballRetten, was nicht zu retten ist

Die ARD hat zu spät begriffen, daß sie den Kampf um die Lizenz der Bundesliga-Show verlieren würde. Die Rechtefirma ISPN hatte am Ende des Pokers mehr Geld und Sat.1 das modernere Konzept zu bieten. Darüber kann traurig sein, wer einen Gemütsmenschen Waldemar Hartmann dem Berufsjugendlichen Reinhold Beckmann vorzieht. Mehr aber auch nicht: Fußball ist der Deutschen liebste Fernsehware und somit teuer – und dabei hat die ARD den kürzeren gezogen. So ist es mit der Marktwirtschaft eben.

Überhaupt gab es kaum Tränen bei den Fußballfans ob des Verlustes ihrer „Sportschau“. Was Sat.1 und seine „ran“-Schmeißer präsentieren, ist kaum weniger als eine „Sportschau“ mit modernem Styling. Beckmann & Co. brauchten nicht erst den Fußball als Seifenoper zu erfinden. Die Fassbenders und Hubertys hatten ihnen gezeigt, wie man sich in einer Sportsendung über Zuschauerinteressen hinwegsetzt.

Nun ist das Geschrei groß: Nicht einmal die Zweitrechte konnte die ARD kaufen. Jetzt geht der Streit um das Recht auf Kurzberichterstattung in bewegten Bildern los: Das Bundesverfassungsgericht berät seit Wochen über eine Klage, daß ARD und ZDF dieses Recht weiterhin haben dürfen. Sat.1 will dies aus verständlichem Grund verhindern: Würde die ARD schon bildnachrichtlich kurz nach Spielschluß alle Tore in einem Dreiminutenblock zeigen, wäre es um die Lust auf „ran“ geschehen.

Die meisten Politiker finden öffentlich – mit Blick in die Zukunft – die Vorstellung ganz schrecklich, wenn es in Zukunft Fußball nur im privaten TV, gelegentlich sogar nur im Bezahlfernsehen, gibt und nicht in den öffentlich-rechtlichen Sendern. Hinter den Kulissen wissen sie so gut wie der Deutsche Fußball- Bund, daß derlei Klagen gratis zu haben sind: Nützen tun sie nichts. Fußball ist eine Ware, für die viele Geld ausgeben würden: Und das ist das Kalkül der Inhaber des digitalen Fernsehens. Die ARD weiß das und gibt sich trotzdem beleidigt: hat den Kampf verloren und will doch retten, was nicht zu retten ist. Doch sie wird höchstens erreichen, daß in den Nachrichten die Ergebnisse gezeigt werden. Und reicht das nicht auch? Wer mehr will, soll Sat.1 gucken, Radio hören oder ins Stadion gehen. Arne Fohlin

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