: Filmreifer GALischer Filmriß
Altonaer Grüne knicken ein: Doch 850 zusätzliche Zeise-Kinoplätze in Ottensen / Verkehrskonzept soll Auto-Chaos lindern ■ Von Heike Haarhoff
Die unendliche Geschichte vom Kino-Streit auf der Ottenser Zeise-Wiese soll heute abend in einem filmreifen Happy-End gipfeln: Es werden nun doch 850 zusätzliche Kinoplätze genehmigt und 500.000 motorisierte BesucherInnen auf Ottensen zurollen.
Im Altonaer Stadtplanungsausschuß werden sich die bislang um Kinoplätze, Verkehrskonzepte und Stadtteil-Zukunft streitenden Koalitionspartner SPD und GAL ob dieser „Einigung“ um den Hals fallen. Erstens wird der Bebauungsplan-Entwurf für die Zeise-Wiese zwischen Behringstraße und Friedensallee (Ottensen 49) öffentlich ausgelegt. Das stellt die dort geplanten, alternativen Wohnprojekte endlich auf eine sichere Rechtsgrundlage. Ihrem Baubeginn noch in diesem Jahr steht nichts mehr im Wege.
Zweitens kriegt der Investor des ebenfalls auf der Zeise-Wiese vorgesehenen Medienzentrums „Zeise II“ das, worauf er schon lange scharf war. Nämlich die Zusicherung für 850 weitere Kinoplätze in direkter Nachbarschaft zu „Zeise I“ (550 Sitze). Die SPD gratuliert sich, den „Kompromiß“ herbeigeführt und die koalierende GAL ausgetrickst zu haben. Denn die Grün-Alternativen verstoßen – so die Fraktion dem Einigungs-Vorschlag der rot-grünen Verhandlungsspitze bis heute abend zustimmt – gegen ihre eigenen Bezirksbeschlüsse.
Diese sicherten dem Kino-Investor (Ahrensburger Gesellschaft für Einkaufszentren und Gewerbeansiedlungen GEG) höchstens 450 Sitze zu. Aus gutem Grund: Viele Zuschauer verursachen viel Autoverkehr, der die ohnehin engen und überlasteten Ottenser Straßen noch mehr verstopfen wird. Doch als der Investor drohte, das Kino-Projekt wegen „Unwirtschaftlichkeit“ ganz zu kippen, eventuell „Zeise I“ auch gleich zu schließen, sollen selbst die GAL-Verhandlungsführer Olaf Wuttke und Wolfgang Ziegert eingelenkt haben: Die Wohnprojekte ihrer eigenen Wähler-Klientel zu gefährden – Finanzierung und Genehmigung hängen von der heutigen Auslegung des B-Plans ab –, das wollten die Grünen dann doch nicht verantworten müssen.
Immerhin sollen dem Investor die 850 Kino-Plätze nicht bedingungslos gewährt werden. Bis die GEG ihren Bauantrag für „Zeise II“ einreicht, muß ein Verkehrskonzept für das Gebiet Behringstraße/ Friedensallee vorliegen, das die dort Wohnenden vor abendlichen Kino-Kurvern schützt. Der Investor soll sich finanziell an einer Lösung beteiligen. Unter anderem ist eine zweigeschossige Tiefgarage entlang der Behringstraße geplant. Die Zufahrt zu „Zeise II“ erfolgt ausschließlich über Behringstraße und Friedensallee.
Dem Bezirk muß die GEG ein „überzeugendes“ Nutzungs- und Finanzierungskonzept präsentieren. So will man sich gegen Pleiten und Leerstände absichern. Der Finanzbehörde wiederum ist die „langfristige wirtschaftliche Bonität“ nachzuweisen. Ansonsten keine Genehmigung für „Zeise II“. Läden in dem Medienkomplex dürfen – aus Gründen der Konkurrenz zu den kleinen Geschäften im Stadtteil – nicht größer als 1000 Quadratmeter sein. Die Mietverträge der Betriebe von „Zeise I“ sind zu sichern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen