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Krise nach fetziger Schlagzeile

Krach zwischen Greenpeace und der „Woche“. Die Umweltschützer schimpfen über „unwahre“ Schlagzeile. Die Zeitung kontert, Greenpeace stehe vor kritischem Wendepunkt  ■ Von H.-J. Tenhagen

Berlin (taz) – Die Schlagzeile hat funktioniert. Als die Hamburger Woche „Greenpeace in der Krise“ in der vergangenen Woche auf den Titel hob, war öffentliches Interesse garantiert. An welcher Stelle im inzwischen ziemlich ausgedehnten Imperium der Ökokrieger gab es diesmal Knatsch?

Auf fünf Seiten bereitete die Woche die letzten 25 Jahre Greenpeace-Geschichte auf: Hochs und Tiefs, Beinahepleiten und die Schwierigkeiten der Greenpeace- Zentrale in Amsterdam. Doch während alle möglichen anderen Fragen beantwortet wurden, blieb die Frage nach der neuen Krise unbeantwortet. Dafür ist aus einer funktionierenden Schlagzeile inzwischen ein handfester Krach zwischen der Zeitung und den Umweltschützern geworden.

Stein des Anstoßes ist die Titelseite. Dort durfte der Sprecher des Greenpeace-Aufsichtsrats, Wolfgang Sachs, den Leserinnen und Lesern der Woche ausführlich erklären, wie er sich die Arbeit der Organisation in den kommenden Jahren vorstellt. „Künftig kommt es darauf an, dem systematischen Umbau der Produktion auf die Sprünge zu helfen“, schreibt Sachs. Der Erfolg der Umweltschützer hänge in Zukunft davon ab, ob es gelingt, diesen Umbau voranzutreiben. Von Krise – es läßt sich denken – findet sich bei Sachs kein Wort. „Wir fühlen uns nicht in der Krise“, heißt es auch in der deutschen Greenpeace-Zentrale am Hamburger Hafen. Die Krise findet sich aus Greenpeace-Sicht nur in der Schlagzeile.

Entsprechend knatschig reagierten die Umweltschützer gestern. Aufsichtsrat Sachs hat einen „unfreundlichen Brief“ an den Chefredakteur der Woche, Manfred Bissinger, geschrieben. Bei der Schlagzeile sei „die Wahrheit vor der Wirkung auf der Strecke geblieben“ schimpft Sachs gegenüber der taz. Und: „Was für den Stern die nackten Brüste sind, muß für die Woche wohl eine fetzige Überschrift sein.“

Besonders irritierend fand Sachs die Vorgeschichte des Titels. „Die Woche hat mich gebeten, meinen Text über Greenpeace zu verschärfen, das habe ich abgelehnt.“ Die Überschrift „Greenpeace in der Krise“ sei gefolgt.

Hans-Ulrich Jörges, stellvertrender Chefredakteur der Woche, kann die Aufregung nicht verstehen. So meint er, Sachs ziehe doch mit seiner Forderung nach einer konsumkritischen, weniger spektakulären Arbeit der Ökokrieger „Greenpeace, wie wir es kennen, den Teppich unter den Füßen weg“. Da könne man schon von Wendepunkt, von Krise sprechen.

1994 hatten die Regenbogen- Krieger in der Tat einen Spendeneinbruch erlebt. Weltweit waren nur noch 193 Millionen Mark in die Kassen geflossen, nach dem Rekord von 263 Millionen im Jahr 1991. Seit 1995 befindet sich Greenpeace aber zumindest finanziell wieder im Aufwind.

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