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Volkshaus ohne Paternoster

■ Bremens vorletzte Anlage zur kontinuierlichen Beamtenbeförderung ist geschlossen

Gestern morgen um 8.30 Uhr hatte er endgültig ausgedient: Der Paternoster im Waller Volkshaus, Sitz des Amtes für Soziale Dienste Mitte/West, wurde vom Hausmeister außer Betrieb genommen. Die aus den zwanziger Jahren stammende, in den Fünfzigern gründlich reparierte Anlage mit zwölf Kabinen, genügt den Sicherheitsanforderungen nicht mehr.

Veranlaßt hat die Stillegung die senatorische Behörde. Deren Abteilungsleiter Heino Heinken findet die Schließung dieses Reliktes „aus nostalgischen Gründen zwar sehr schade“, meint aber definitiv: „Es gab Verordnungen, die uns zu diesem Schritt gezwungen haben.“ Nach einer Verordung des Bundes hätte der Paternoster bereits bis Ende 1994 stillgelegt werden müssen. Inzwischen sei auch der letzte Spielraum für eine Nachbesserung verstrichen.

Und als dann eine neue, noch weiter verschärfte Vorschrift erlassen wurde, war endgültig Schluß. „Diese Anlagen dürfen nur noch unter enormen Sicherheitsvorkehrungen wie Beobachtungskamera plus Kontrollperson betrieben werden. Das war leider nicht finanzierbar“, sagt Heino Heinken. Auch sei sowieso eine umfassende Reparatur in Höhe von ca. 650.000 Mark nötig gewesen, “auch die hätte unser Budget gesprengt“, so Heinken.

Walter Hartung, der stellvertretende Abteilungsleiter beim Amt für Soziale Dienste Mitte/West, ist hingegen „sehr unglücklich über diesen Umstand, zumal der andere Aufzug wesentlich kleiner, und somit völlig unzureichend ist. Die ersten enttäuschten Kinder waren heute morgen auch schon da.“ Er gehe jedenfalls davon aus, „daß wir um eine neue – große – Aufzugsanlage regelrecht kämpfen müssen!“ Doch selbst wenn sie bewilligt werden würde – „sie hätte sicher nicht die Beförderungskapazität eines Paternosters“, wie ein Mitarbeiter der Hausverwaltung zu bedenken gibt. Dennoch befürwortet er die erfolgte Schließung aus sicherheitstechnischen Aspekten: „Einmal ist da sogar einer runtergefallen!“

Einigkeit scheint hingegen bei der Mehrzahl der MitarbeiterInnen auf den Fluren zu herrschen. Vom kämpferischen „Rettet den Paternoster“, über das tieftraurige „Es ist ein Jammer“, bis zum empörten „Der gehört doch zum Haus“ reichen die Reaktionen zur „von oben“ erfolgten Schließung.

Auch für RollstuhlfahrerInnen scheint der bestehende Lift wenig geeignet, ist der doch zum einen zu schmal, andererseits behindert eine Kante zwischen Fußboden und Aufzug das Hineinkommen gerade schmalerer – aber somit auch leichterer – Rollstühle. Dieses Argument läßt Behördenmitarbeiter Heinken jedoch nicht gelten: „Gerade alte Menschen und Behinderte konnten den Paternoster doch sowieso nicht benutzen, das war eher etwas für fitte, sportliche Leute.“ Und die sollten “eben die Treppe nehmen, das halte ich, auch angesichts der angespannten Finanzlage der Stadt, für durchaus zumutbar.“

Im Haus des Reichs, dem Sitz des Finanzressorts, scheinen hingegen andere Richtlinien zu gelten. Dort hat man den – weiterlaufenden – Paternoster einfach zur „internen Angelegenheit“ erklärt, mit dem Hinweis, es gebe nicht so viel Publikumsverkehr und die Benutzer könnten entsprechend verantwortungsbewußt damit umgehen.

bez

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