■ Standbild: 200%-Indianer
„37 Grad: Der Atem der Boa“, Di., ZDF, 22.15 Uhr
Der missionarische Film hat es schwer. Meist sitzt man nur im Sessel und denkt an Zigaretten. Dann flimmert was. Wieder nur eine Megaperle! Und so möchte man Helen und Heiko Helthoff fast schon danken, daß sie uns eine echte, frohe Botschaft rüberbringen wollten. Sie haben einen Film über einen weißen Indianerhäuptling in Ecuador gedreht, wohl ziemlich kostengünstig. Denn sie haben den Häuptling interviewt und nochmals interviewt. Ansonsten war nur noch sein weißer Papa zu sehen, ein Indianer, etwas Dschungel, zwei tote Warzenschweine, ein Fluß, zwei Hauptstädte und diverse Ansichten von einer Schlange.
Immer nur so ein weißer Indianer, der redet und redet und uns nichts erzählt von seiner Frau oder von seinen Kindern. Randy Borman, Häuptling der Cofan-Indianer, durfte nur über Kolonialismus reden. Über Ölfirmen, Siedler und Kaffeebauern, die den Indianern das ABC der Moderne buchstabieren. Doch Häuptling Borman achtet darauf, daß seine Indianer ihre Sprache nicht verlernen und auch nicht den Hausbau. Er hat der Regierung ein Reservat abgetrotzt und war auch mal in Washington, um dort irgendwas für seine Cofans zu erledigen. Warum er „im Bauch der Boa“ war? Eigentlich egal.
Die Filmautoren wollten ihren Häuptling einfach nur stilisieren. Der 200-Prozent- Indianer und: der bibelfeste, amerikanische Missionar, der sich auch mal ein Kreuz auf die Stirn malt und seinem Volk die Leviten liest. So ist er eben, der schlangenschlaue Missionsfilm mit seinen fröhlichen Zeugen. Seine Art der Kolonialisierung wirkt oft doch recht dumpf. Marcus Hertneck
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