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Lebed baut durch Grosny eine Mauer

■ Rußlands Sicherheitsberater erreicht neuen Waffenstillstand: Die tschetschenische Hauptstadt soll in militärische Zonen aufgeteilt werden. Sturm auf Grosny verhindert. Präsident Jelzin nimmt Arbeit im Kreml wieder auf

Moskau (AFP/rtr/taz) – Der russische Sicherheitsberater Alexander Lebed hat den angedrohten Sturmangriff auf Grosny gestern abgewendet. Zugleich einigte er sich mit den tschetschenischen Kämpfern auf Grundzüge eines neuen Waffenstillstands. Demnach sind eine Truppenentflechtung und die Teilung der Kontrolle Grosnys vorgesehen. Grosny soll in vier Zonen eingeteilt werden, die entweder von den Unabhängigkeitskämpfern oder von der russischen Armee kontrolliert werden, sagte Lebeds Sprecher Alexander Barchatow. Außerdem ist ein Teilrückzug beider Seiten und die Einrichtung gemeinsamer Kommandanturen geplant, um die öffentliche Ordnung zu überwachen. Lebed hatte vergangene Woche einen Waffenstillstand ausgehandelt, der aber nicht eingehalten wurde.

Der russische Präsident Boris Jelzin, über dessen Gesundheitszustand seit Tagen spekuliert wird, hat gestern seine Arbeit im Kreml wiederaufgenommen. Als Teil seines Arbeitspensums besetzte er sechs bislang vakante Ministerposten. In einem Interview des russischen Fernsehsenders NTV sagte der Präsident: „Ich bin nicht voll zufrieden mit Lebed und seiner Arbeit in Tschetschenien.“ Als Lebed sich um das Präsidentenamt beworben habe, habe er ständig versprochen, die Krise in Tschetschenien zu lösen. „Nun, jetzt hat er die Macht, aber bedauerlicherweise gibt es keine sichtbaren Ergebnisse seiner Arbeit in Tschetschenien“, sagte Jelzin. Unklar blieb jedoch, wann das Interview aufgezeichnet worden war. Das Fernsehen zeigte zudem einen rund zehn Sekunden dauernden Film, in dem Jelzin lächelnd im Gespräch mit der neuen Gesundheitsministerin Tatjana Dimitrijewa zu sehen war.

Nachdem die russische Armee ihre Vorbereitungen auf die Offensive gestoppt hatte, schwiegen gestern in Grosny die Waffen. Nach dem Treffen mit dem tschetschenischen Oberbefehlshaber Aslan Maschadow und dem russischen Oberkommandierenden in Tschetschenien, Wjatscheslaw Tichomirow, sagte Lebed: „Es wird keine Bombardierung geben, und ich hoffe, daß alle Welt weiß, daß das Ultimatum nur ein schlechter Scherz war.“ Tichomirows Stellvertreter Pulikowski hatte gedroht, von Donnerstag morgen an würden seine Truppen „alle Mittel“ einsetzen, um Grosny zurückzuerobern. Diese Äußerung hatte eine Massenflucht von Zehntausenden Zivilisten ausgelöst.

Maschadow ordnete an, russische Versorgungskonvois mit Lebensmitteln und Medikamenten für die russischen Soldaten und die Zivilbevölkerung passieren zu lassen. Die Rebellen hatten Grosny am 6. August durch eine überraschende Großoffensive eingenommen. Bei den Kämpfen wurden nach russischen Angaben seither mehr als 400 russische Soldaten getötet und 1.200 verletzt, 130 Soldaten würden vermißt. Tagesthema Seite 3

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