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Mit Luxus in die Pleite

■ Die französische Tochter des Schweizer Schuhherstellers Bally meldet Konkurs an: Falsche Unternehmensstrategie, 1.200 ArbeiterInnen bangen um ihren Job

Paris/Berlin (dpa/taz) – Die gediegenen Luxusschuhe des Schuhfabrikanten Bally sind den FranzösInnen zu teuer. Da sie in den vergangenen zwei Jahren lieber günstigere Schuhe aus Italien oder Spanien kauften, hat die Bally AG im letzten Jahr 79 Millionen Francs (23,1 Mio. Mark) Verlust gemacht. Die Mutterfirma, die dem Schweizer Waffen- und Mischkonzern Oerlikon-Bührle gehört, mußte daher am Donnerstag beim Pariser Handelsgericht Konkurs für die französische Tochter beantragen.

Sollte der noch nicht eingesetzte und bislang unbekannte Konkursverwalter Bally France nicht retten können, werden 1.200 MitarbeiterInnen in den 71 Läden und drei Fabrikationsstätten in Frankreich ihre Arbeit verlieren.

Bally sieht als Ursache für die hohen Verluste seine zu starke Ausrichtung auf teure Schuhe. Unter 250 Mark war nämlich kein Paar Schuhe bei Bally zu erwerben. Da auch Franzosen und Französinnen unter Arbeitslosigkeit und Rezession leiden, waren sie nicht mehr bereit, diese Preise zu zahlen. Vor vier Jahren jedoch hatte eine Münchner Unternehmensberatung gerade diese Strategie den Schweizer SchuhverkäuferInnen empfohlen. Bally sollte sich auf sein Image als Luxusschuhhersteller konzentrieren und mit diesem Segment Marktanteile ausbauen. Das damals schon als verstaubt geltende Unternehmen sollte weg vom Puschenanbieter, hin zur Edelschuhmarke. Das Sortiment wurde daraufhin kräftig entrümpelt und konservativ-altbackenes Design in teurem Leder gepflegt. Die Münchner UnternehmensberaterInnen kassierten das in der Branche übliche Millionenhonorar und gehörten fortan zu den wenigen treuen Bally-KundInnen.

Oerlikon-Bührle teilte unterdessen mit, daß man Bally sanieren wolle. Die Firma habe beim Handelsgericht ein Gesuch zur Neustrukturierung unter amtlicher Führung gestellt, sagte ein Sprecher des Mutterunternehmens. Seit einem halben Jahr sei es dem Unternehmen nicht möglich, ein Werk in der Nähe von Lyon zu schließen. Daher habe man das Gericht angerufen. „Wir haben die Bilanz deponiert. Das ist kein eigentlicher Konkurs, sondern wir wollen weitermachen“, sagte Unternehmenssprecher Edwin van der Geest. Bally selbst lehnt jeden Kommentar bis zur Bestellung eines Konkursverwalters ab.

Mit Bally France hat damit innerhalb weniger Monate der zweite große Schuhfabrikant in Frankreich den Gang zum Handelsgericht angetreten. Bereits im Frühjahr war die zum kanadischen Bata-Konzern gehörende Myrys mit 1.086 MitarbeiterInnen unter Zwangsverwaltung geraten. ufo

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