: Lloyd will von vorn anfangen – und zwar sofort
■ US-Gericht fordert mehr Informationen für die Geldgeber der Versicherung
London (AFP) – Das traditionsreiche Versicherungsunternehmen Lloyd hat Berufung gegen den Entscheid eines US-Gerichts eingelegt. Das Urteil blockiert den Restrukturierungsplan des britischen Unternehmens, das seinen Investoren Milliardenverluste beschert hatte und nun durch eine Schadenersatzzahlung einen Neuanfang machen will. Die Richter in Richmond (Virginia) hatten entschieden, daß die US-Investoren des Versicherers genaue Informationen über den Plan bekommen müßten und bis Ende Oktober Zeit haben zu entscheiden, ob sie den Plan annehmen. Lloyd-Chef David Rowland aber will die Sache noch diesen Monat unter Dach und Fach bringen und hofft auf einen Bescheid der Richter zu Beginn dieser Woche.
Der Restrukturierungsplan sieht vor, daß umgerechnet 7,3 Milliarden Mark als Schadenersatz an die Investoren von Lloyd ausgezahlt werden. Zugleich soll eine neue Rückversicherungsgesellschaft namens Equitas die ältesten und risikoreichsten Verträge von Lloyd übernehmen. Die Investoren von Lloyd, die „Namen“, sind persönlich haftende Anteilseigner. Sie mußten in den vergangenen Jahren große Verluste hinnehmen. Dem Plan zufolge sollen sie entschuldet werden und dann frei entscheiden, ob sie wieder in das Unternehmen investieren. Sie müssen sich allerdings auch verpflichten, eine einmalige Zahlung an Equitas zu leisten und keine Prozesse gegen Lloyd zu führen.
Lloyd hatte vor dem Urteil des US-Gerichts gewarnt, ohne den Restrukturierungsplan müßten weltweit 34.000 „Namen“ und Hunderttausende Versicherte hohe Verluste hinnehmen. Experten zufolge würde die Ablehnung des Plans Lloyds Ende bedeuten.
Milliardenverluste nach Katastrophenserie
Lloyd erlitt zwischen 1988 und 1992 umgerechnet mehr als 16 Milliarden Mark Verluste. Es mußte in dieser Zeit für eine Serie gigantischer Schadensfälle aufkommen, beispielsweise die Verwüstung durch Hurrikans, Katastrophen wie die von Exxon Valdez ausgelöste Ölpest und Schadenersatzforderungen nach einem IRA-Bombenanschlag. Einige „Namen“ des über 300 Jahre alten Unternehmens hatten wegen der hohen Verluste Suizid begangen. Zahlreiche Anteilseigner hatten die Zahlungen verweigert und Lloyd wegen falscher Entscheidungen verklagt.
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