: Sahnegrundstück zum Ausverkauf
■ Investor für das Cinemaxx versucht, die Stadt mit Nachverhandlungen über den Tisch zu ziehen
Die Bagger schaufeln derzeit auf der Baustelle am Breitenweg den restlichen Bauschutt der abgerissenen Stadtbibliothek weg. Im Herbst 1997 soll hier in unmittelbarer Nachbarschaft zum Übersee-Museum ein Kino mit 3.000 Plätzen eröffnet werden (siehe taz 27.7.). Doch ob in den zehn Sälen des „Cinemaxx“ jemals Filme über die Leinwände flimmern werden, steht derzeit in den Sternen.
Die Käuferin des Grundstücks, die Hanseatische Großkino Investment Gesellschaft mbH (HIG), hat die Stadt jetzt unter Druck gesetzt, die bereits ausgehandelten Vertragsbedingungen zu ändern (siehe taz 24.8). Eine Entwicklung, die so überraschend nicht ist – denn der Geschäftsführer der Weser-Wohnbau, Dr. Manfred Zimmermann, der die HIG vertritt, ist in Bremen kein Unbekannter.
Für 34 Millionen Mark soll das Übersee-Museum neue Magazine bekommen. Die Gebäude sollen in „L-Form“ um das Kino herumgebaut werden. Finanziert werden sollen die Magazine aus Haushaltsmitteln und durch den Verkauf des Grundstückes am Breitenweg für fünf Millionen Mark. Bereits im Juni 1996 waren sich Stadt und Käufer über die Vertragsbedingungen einig. Doch jetzt setzt die HIG die Stadt unter Druck: – Wird das Kino nicht gebaut, sieht der Kaufvertrag eine Konventionalstrafe von 7,5 Mio (ursprünglich 10 Mio. Mark vor. Das will die Käuferin jetzt allerdings nur noch zahlen, wenn sie das Gebäude „aus von ihr zu vertretenden Gründen“ nicht baut. Mit anderen Worten: Die Stadt soll auf die Garantie verzichten, daß das Gebäude auch innerhalb der vereinbarten Frist gebaut wird.
– Die Käuferin will das Gebäude nach Gutdünken weitervermieten – und zwar ohne die Zustimmung Bremens. Im Klartext: Die HIG könnte auch an einen Supermarkt vermieten. Die Stadt müßte dann einen Mieter schlucken, der nicht zum Museumsbetrieb paßt, und zwar obwohl die bauliche Verbindung von Magazin und Kino letzt endlich aus ihrer Kasse bezahlt worden ist.
– Auch das Vorkaufsrecht der Stadt ist den Käufern ein Dorn im Auge: Geht das Kino pleite, wollen sie mit dem Grundstück machen, was sie wollen.
– Vermutlich um Zinsen zu sparen, will die HIG den Kaufpreis erst nach der rechtskräftigen Entwidmung zahlen. Das Geld wird für den Bau der Magazine allerdings dringend benötigt. Deshalb war auch eine Zahlung vor der Entwidmung vereinbart worden.
Die Mitglieder des Grundstücksausschusses der Haushaltsdeputation schüttelten am Freitag staunend die Köpfe und beharrten auf den ursprünglichen Vertragsbedingungen. Friedrich Rebers (AfB) kann die Taktik von Dr. Manfred Zimmermann hingegen nicht verwundern. Er kennt Zimmermann noch aus seiner Zeit als Sparkassen-Vorstand. 1984 hatte die Weser-Wohnbau ein Konzept zur Bebauung des Teerhofes vorgelegt. „Wir haben ihn deshalb zum Geschäftsführer der Teerhof-Gesellschaft gemacht“, erinnert sich Rebers. Eine Fehlentscheidung, sagt Rebers heute. „Zimmermann hat immer wieder nachverhandelt und nachverhandelt. Am Ende war die Sparkasse acht bis zehn Millionen Mark mehr los, als ursprünglich geplant. Wir haben uns 1993 von Zimmermann einvernehmlich als Geschäftsführer getrennt. Wir kamen einfach nicht mehr miteinander klar.“ Von Zimmermann selbst war bis zum Redaktionsschluß keine Stellungnahme zu erhalten. kes
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