: Israels Regierung steht bei Arafat Schlange
■ Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll den Chef der PLO noch vor dem 10. September treffen, sein Verteidigungsminister Mordechai noch in dieser Woche
Jerusalem (AFP/AP/taz) – Auf einmal wollen alle Jassir Arafat treffen. Kurz nachdem Israels Präsident Eser Weizman am Wochenende erklärt hatte, er werde den Chef der palästinensischen Autonomieverwaltung empfangen, berichtete das israelische Fernsehen, auch Regierungschef Benjamin Netanjahu werde dies tun – und zwar noch vor dem 10. September.
Wenige Stunden später erfuhren die israelischen Fernsehzuschauer, auch Verteidigungsminister Jitzhak Mordechai wolle mit Arafat zusammenkommen – voraussichtlich noch in dieser Woche. Mordechai solle Arafat über Einzelheiten eines israelischen Plans über einen Truppenabzug aus Hebron informieren. Bisher war Netanjahu einem Treffen mit Arafat ausgewichen. Zu dem jetzt genannten Termin sagte er lediglich, das Treffen werde „zum geeigneten Zeitpunkt und unter der Bedingung stattfinden, daß es konstruktiv verläuft“. Arafat war Netanjahu zuvor entgegengekommen, indem er die Schließung dreier Büros der Palästinenserbehörden in Ost-Jerusalem anordnete.
Laut den Berichten des israelischen Fernsehens soll Arafat nach dem Treffen mit Netanjahu auch mit Weizman zusammenkommen. Von Arafat wird erwartet, daß er bei seinen Gesprächen mit Netanjahu vor allem auf den Abzug der israelischen Armee aus Hebron drängt, der letzten großen Stadt im Westjordanland, in der die israelischen Truppen noch stationiert sind. Der im Autonomie-Abkommen für Ende März vorgesehene Abzug war von Israel auf unbestimmt verschoben worden.
Die geplante Annäherung zwischen Arafat und Netanjahu wurde von palästinensischer Seite begrüßt. „Es würde uns zeigen, daß alle Israelis im Friedensprozeß unsere Partner sind und nicht nur die Hälfte von ihnen“, sagte Mahdi Abdel Hadi, der Chef der palästinensischen akademischen Gesellschaft. Der Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in Deutschland, Abdallah Frangi, forderte Israel und die Palästinenser auf, den Friedensprozeß gemeinsam wieder in Gang zu bringen. Gegenüber dem Deutschlandradio sagte er gestern, wegen der Stagnation des Friedensprozesses sei die palästinensische Bevölkerung verzweifelt.
In Paris sollen heute Berater Netanjahus und von Ägyptens Staatschef Husni Mubarak mit dem US-Gesandten Denis Ross zusammentreffen. Sie sollen die dritte Nahost-Wirtschaftskonferenz vorbereitet, die im November in Kairo stattfinden soll. Mubarak hatte Israel mit der Absage der Konferenz gedroht, wenn es seine Verpflichtungen im Friedensprozeß nicht einhalte.
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