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Das ganz private Denkmal

Auf dem „4. Tag des Denkmals“ von 6. bis 8. September können rund 100 Bau- und Gartendenkmäler besucht werden. Novum sind private Häuser, durch die die Hausbesitzer führen  ■ Von Rolf Lautenschläger

Denkmäler bedeuten nicht allein alte Häuser und Kirchen, eisengestützte Fabrikhallen oder barock verzierte Parks. Denkmäler verkörpern darüber hinaus die Vergangenheit in der Gegenwart. So gesehen sind sie aktuell und prägen unser Gefühl für Orte des Lebens, der Nutzung und der Identifikation.

Die Gegenwart der Denkmäler in der Stadt und ihre Bedeutung – aber auch der Denkmalschutz – sind die Themen des „4. Tages des offenen Denkmals“, der vom 6. bis zum 8. September von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt veranstaltet wird.

Dabei handelt es sich keineswegs um ein rein Berliner Event, sagte gestern Landeskonservator Jörg Haspel bei der Vorstellung des Konzepts. Der „Tag des offenen Denkmals“ war 1991 vielmehr vom Europarat beschlossen worden und wird seitdem als „Denkmaltag der Regionen“ international angehalten.

Das Anliegen des Denkmaltags sei, so Haspel, „hauptsächlich private Objekte und Denkmäler neben den sogenannten Highlights vorzustellen“. Daß diese nicht ganz ausgeschlossen werden, verrät ein Blick in das Programm: das Haus des Rundfunks in der Nalepastraße, das Reichssportfeld, Schloß Charlottenburg und Siemensstadt sind ebenso dabei wie die Wasserwerke in Köpenick, die ehemalige alliierte Kommandantur oder der Schloßplatz.

Trotzdem ist es dem Landesdenkmalamt gelungen, von den rund 100 Objekten und Ausgrabungen die Mehrheit aus sonst nicht öffentlich zugänglichen Baudenkmälern sowie „unbequemen“ Denkorten vorstellen zu können. Haspel: „Es ist ein Novum, private Hauseigentümer für den Denkmaltag zu gewinnen und ihre Häuser zu öffnen. Die Objekte können erschlossen werden und zeigen, welchen Wandel sie in der Geschichte machten.“

„Geöffnet“ werden etwa die Häuser der Architekten Gustav Lilienthal in Lichterfelde, Wohngebäude von Erich Mendelsohn und Bruno Taut. „Geöffnet“ werden auch die Räume der Architektenkammer (ehemals Karl-Marx- Buchhandlung) oder das Weinhaus Huth am Potsdamer Platz.

„Unbequeme Denkmäler“, wie Haspel sie nennt, sind Denk- und Mahnorte der ungeliebten deutschen Geschichte. Besonders hier komme es darauf an, den Besuchern die politische Bedeutung und ihre Funktion heute zu erklären. Um das zu erleichtern, werden Führungen angeboten etwa über das Gelände der Topographie des Terrors, das NS-Zwangsarbeiterlager in der Britzer Straße oder zu Gedenkstätten zum Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953.

Spannend könnten auch die Angebote werden, die Einblicke in das praktische Handeln der Denkmalschützer und Handwerker gewähren. So bietet das Programm einen Rundgang durch das alte Arbeitsschutzmuseum in Charlottenburg, das gerade zur Physikalisch- Technischen Bundesanstalt umgebaut wird. Ein weiterer Schwerpunkt für aktuelle Restaurierungsmaßnahmen ist die Heilig-Geist- Kapelle (Mitte), wo mittelalterliche Malereien freigelegt werden.

Weil das kulturelle Erbe der Stadt wie andere Positionen derzeit auf dem finanziellen Prüfstand steht, ist Denkmalschutz „Überzeugungsarbeit, für die der Denkmaltag Werbung bedeutet“, sagte Klaus von Krosigk, Chef der Gartendenkmalpflege. So hätten sich durch die Vereinigung der Stadthälften die Zahl der Denkmäler fast verdoppelt – die Gelder seien aber von 12 Millionen Mark auf 8 Millionen Mark gekürzt worden.

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