: Multiplex-Kultur in der Kulturbrauerei
■ Die Treuhand-Liegenschafts-Gesellschaft plant in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg ein Multiplex-Kinocenter mit 2.700 Plätzen. Gegen das Vorhaben regt sich Widerstand im Bezirk
Das Schultheiss-Gelände an der Schönhauser Allee soll neben der Kulturbrauerei künftig auch für Erlebniskultur, Spitzengastronomie, Shopping und Multiplex-Kinovergnügen aufgepeppt werden. Dies beabsichtigt die Treuhand- Liegenschafts-Gesellschaft (TLG), die beim Bezirksamt bereits eine Bauvoranfrage gestellt hat. Geplant sind außerdem 250 Tiefgaragenplätze sowie die Verlegung des Franz-Clubs unter die Erde.
Hintergrund der Pläne sind mehrere gescheiterte Privatisierungsversuche des Schultheiss- Areals. Verschiedene Investoren waren abgesprungen, weil die Auflagen der TLG, darunter die Sicherung der Kulturbrauerei, einen optimale Verwertung des Grundstücks erschwert haben. Nun will die TLG das Areal selbst entwickeln und 100 Millionen für die Sanierung der Brauereigebäude investieren. Einzige Bedingung: Der Bezirk genehmigt den Bau eines Multiplex-Kinos mit 2.700 Plätzen.
Der Fraktionsvorsitzende der PDS, Michael van der Meer, nannte das Vorgehen gestern „eine Erpressung“. Man müsse sich vielmehr fragen, welche Auswirkungen das Vorhaben auf die umliegenden Sanierungsgebiete habe. Ablehnend zeigte sich auch Bernd Holtfreter von der Betroffenenvertretung Teutoburger Platz- Nord. Er befürchtet, daß in der Oderberger Straße eine ähnliche Kneipenkonzentration wie am Kollwitzplatz entstehen könnte. Ebenfalls skeptisch äußerte sich Nilson Kirchner von der Betroffenenvertretung Kollwitzplatz.
Während das TLG-Vorhaben vor allem von Matthias Klipp, Exstadtrat von Prenzlauer Berg und jetziger Mitarbeiter der LBB, vorangetrieben wird, hat seine Nachfolgerin Dorothee Dubrau vorerst die Notbremse gezogen. Auch sie hat „Schwierigkeiten damit, daß das Kino als finanzielles Standbein des Projekts angesehen wird“. Immerhin, so Dubrau, seien derzeit 14 Multiplex-Kinos in Ostberlin beantragt. Mittlerweile hat Dubrau die Bauvoranfrage der TLG zurückgestellt und darauf verwiesen, daß eine „Vergnügungsstätte“ ohne Bebauungsplan nicht genehmigt werden könne.
Dem PDS-Fraktionsvorsitzenden geht das allerdings noch nicht weit genug. Er kritisiert, daß in dem erstmals im Bezirk vorgesehenen „Textbebauungsplan“ vor allem die Einspruchsfrist für die Bürgerbeteiligung auf 14 Tage reduziert sei. Daß das Genehmigungsverfahren im Bezirk recht schnell geplant ist, räumt auch Dubrau ein. Sie geht davon aus, daß der Aufstellungsbeschluß für den Bebauungsplan bereits in zwei Wochen vorliege und spätestens in einem halben Jahr zur Entscheidung stehe. Uwe Rada
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