■ Ökolumne: Opels Spritsparer Von Dieter Rößner
Kaum etwas hat Befürworter und Kritiker des Automobils in den letzten Jahren so sehr beschäftigt wie das Schlagwort vom „Drei-Liter-Auto“. Mit dem Corsa Eco 3, den die Adam Opel AG erstmals auf der Frankfurter IAA im September 1995 vorstellte, hat unser Haus einen konkreten und vor allem seriösen Diskussionsbeitrag zu einem gesellschaftlich emotionalisierten Thema geliefert. Es ging uns darum, das derzeit technisch Machbare zu demonstrieren. Die Frage nach einer baldigen Serienfertigung eines solchen Automobils war demgegenüber von sekundärer Bedeutung.
Die Seriennähe des Projektes blieb jedoch stets gewahrt, denn aktuelle Produkte des Hauses bildeten die Meßlatte für das Modell. Ein Ausbau von Airbags oder das Entfernen von Dämm- und Fußmatten zum Beispiel – beides probate, aber wenig ehrenhafte Maßnahmen zur Senkung des Fahrzeuggewichts – schied für Opel von vornherein aus. Hier sollte ein vollwertiger Familienwagen ohne Konzessionen an Sicherheit und Komfort auf Sparkurs gehen – und keine Mogelpackung auf vier Rädern.
Wir sind mit dem Corsa Eco 3 technisch „über den Berg“. Und wir werben damit auch im Wall Street Journal. Im Euro-Drittelmix verbraucht der auf 720 Kilogramm erleichterte Eco 3 nur 3,4 Liter auf 100 Kilometer und erreicht damit das von Opel selbstgesetzte Hauptziel. Auf einer Etappe der diesjährigen „Eco-Tour of Europe“ genehmigte sich das von Fachjournalisten gefahrene Auto bei normalem Autobahntempo sogar nur 2,69 Liter/100 Kilomter. Opel-Techniker haben bei Fahrten auf einem speziellen Kurs im Rhein/Main-Gebiet sogar schon Verbräuche von unter zwei Litern realisiert. Der Corsa Eco 3 ist das Ergebnis dessen, was heute technologisch machbar ist. Es ist nicht die Frage, ob dieser Prototyp als Ganzes komplett in Serie geht oder nicht. Sein theoretischer Preis von 50.000 Mark wäre auch wenig attraktiv für die Corsa-Zielgruppen von heute. Die Aufgabe der Zukunft ist vielmehr, so viele Bau- und Konstruktionsprinzipien wie möglich in die Großserienmodelle einfließen zu lassen.
Viele der in dem Auto umgesetzten Lösungen liefern heute schon wichtige Erkenntnisse für die Serientechnik. Zuvorderst zu erwähnen ist da der wegweisende Dieselmotor – das Vorbild für eine völlig neue TDI-Motorengeneration, die just in diesen Tagen im Werk Kaiserslautern vom Band läuft.
Im Vergleich zu einem serienmäßigen Corsa 1.5 TD speckte Opel den Corsa Eco 3 um stattliche 220 Kilo ab. Diese Gewichtsreduzierung ist Folge eines forcierten Einsatzes ultraleichter Werkstoffe, die zum Teil (noch) dem Flugzeug- und Rennwagenbau vorbehalten sind. Dazu zählen Titan und Kohlefaser, heute sicherlich noch zu kostenintensiv für einen Einsatz in einem 20.000 Mark teuren Kompaktwagen.
Schon bald aber können in Opel-Produkten Scheiben und Scheinwerferreflektoren wie beim Corsa Eco 3 aus dem leichten wie kratzunempfindlichen Kunststoff Polycarbonat bestehen. Andere Komponenten des Eco 3 wie Getriebegehäuse und Felgen sind aus Magnesium – ein Werkstoff, der zur Zeit eine Renaissance erlebt. In unserer neuen Großraumlimousine Sintra sind die Sitzrahmen bereits aus diesem hochstabilen Leichtmetall gegossen.
Wir sind ein erfolgreiches Unternehmen und wollen es bleiben. Die Umsetzung der Erkenntnisse aus dem Corsa Eco 3 funktioniert deshalb nicht im „Hauruckverfahren“, sondern erst nach sorgfältiger Abwägung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Die noch längst nicht ausgeschöpften Möglichkeiten moderner Elektronik (zum Beispiel für die Motor- und Getriebesteuerung) sowie die Chancen eines intelligenten Leichtbaus – Stichwort Aluminiumrahmen und Alu-Karosse – stimmen mich jedoch sehr zuversichtlich, daß wir den heute schon sehr niedrigen Opel-Flottenverbrauch (europaweit bei 6,9 Liter/100 Kilometer) weiter kontinuierlich verringern können.
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