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Wissmann läßt die Elbe im Bett

■ Der Bundesverkehrsminister gibt nach: Die Elbe nördlich von Magdeburg wird nun nicht ausgebaut

Berlin (taz) – Premiere in der Europäischen Union: Zum ersten Mal haben Umweltverbände und ein Verkehrsminister einen Kompromiß über den Ausbau einer geschützten Flußlandschaft unterschrieben. Die „Gemeinsame Erklärung zur weiteren Entwicklung der Elbe und des Elbe-Seitenkanals“ unterzeichneten in Berlin gestern Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) sowie der World Wide Fund for Nature (WWF) und der Naturschutzbund (Nabu).

Nach monatelangen Verhandlungen war das Bonner Ministerium bereit zuzugestehen, daß die „Zukunft der Binnenschiffahrt auf der Strecke Hamburg–Magdeburg–Tschechien in der Benutzung des Elbe-Seitenkanals und der Oststrecke des Mittellandkanals liegt“. Das bedeutet, daß die Elbe zwischen Magdeburg und Lauenburg an der ehemaligen DDR-Grenze nicht ausgebaggert oder durch andere Maßnahmen das Flußbett auf Dauer verändert wird. Auch die untere Havel soll als Schiffahrtsstraße aufgegeben werden. Eigentlich sollte laut Bundesverkehrswegeplan die Elbe tiefer werden. Dadurch wäre die Auenlandschaft in diesem Bereich gefährdet gewesen. Nun wird ein Umweg über die zwei Kanäle ausgebaut. Das kostet laut Verkehrsministerium 400 bis 600 Millionen Mark – vor allem eine neue Schleuse bei Uelzen und das Schiffshebewerk Scharnebeck bei Lüneburg werden teuer.

Große Kaliber mußte Carl-Albrecht von Treuenfels gestern auffahren, um den Tag angemessen zu würdigen. „Ein Meilenstein im deutschen Naturschutz. Er zeigt die Dialogfähigkeit der Umweltverbände und die Offenheit des Bundesverkehrsministeriums“, so der deutsche Chef des WWF. Neben ihm saß selig lächelnd Verkehrsminister Wissmann. Ihm ging das ungewohnte Lob durch einen Umweltverband runter wie Butter.

Zusammengebracht hatte Umweltschützer und Minister der Hamburger Unternehmer Otto („... find ich gut!“). Er finanzierte auch teilweise die Studien zu dem Alternativplan. Nabu-Präsident Jochen Flasbarth hofft nun, daß sich in einigen Jahren, nach Abschluß der jetzt vereinbarten Bauarbeiten, zeigt, daß die gesamte Elbe auch ohne Ausbau den Frachtverkehr bewältigen kann. Dann würden auch die Auen flußaufwärts von Magdeburg weniger gestört. Dort wird zur Zeit weitergebaggert. Reiner Metzger

Seiten 7 und 10

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