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Betr.: "Das geschriebene Gesicht"

Im japanischen Kabuki- Theater werden auch die Frauenrollen traditionell von Männern gespielt. Sich für so einen Auftritt zurecht zu machen, sei wie das Kochen mit feinen Ingredienzen, sagt Tamasaburo Bando, der berühmteste Onnagata (Frauendarsteller) des Kabuki. Bando, der wohl letzte große Vertreter dieser Darstellungsform, steht im Zentrum von Daniel Schmids Film „Das geschriebene Gesicht“. Über weite Strecken kommentarlos zeigt der Film, wie Bando sich für einen Auftritt zurecht macht und folgt dann den verschlüsselten Gesten und Tanzschritten des Kabuki.

Der Film, der weder Dokumentar- noch Spielfilm ist, gliedert sich in vier Teile. Dem Tanz der betrunkenen Schlange „Orochi“, dem ältesten Mythos Japans, folgt ein dokumentarischer Teil, in dem die Vorbilder Bandos auftreten: die 101 Jahre alte Tänzerin Asaji Tsutakiyomatsu, die 93jährige Geisha Han Takehara oder der Butoh-Tänzer Kazuo Ohno. Der nächste Akt „Twilight Geisha“ ist eine Art Geisha-soap- opera, und zum Schluß tanzt Bando das Kabuki-Stück „Sagimusume“, die Geschichte der Verwandlung eines Mädchens in einer verschneiten Winternacht.

Der Regisseur Daniel Schmid (Foto oben), 1941 in Graubünden geboren, drehte 1970 mit „Tut alles im Finstern“ seinen ersten Film. „Das geschriebene Gesicht“ wurde in Japan für die Kameraarbeit ausgezeichnet. Schmid arbeitet seit 1972 in fast all seinen Filmen mit dem Kameramann Renato Berta zusammen, der auch schon bei Filmen von Louis Malle, Alain Resnais und Jacques Rivette die Kamera führte.

„Das geschriebene Gesicht“. Regie und Buch: Daniel Schmid. Kamera: Renato Berta. Dokumentarfilm. Deutschland 1995

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