piwik no script img

„Uni muß reagieren“

■ Titel des Schweigens: Senator Erhard Rittershaus und seine Ehrendoktorwürde

„Wenn jemand die Ehrendoktorwürde verliehen bekommen hat, muß er den Titel auch so führen“, spricht Ulli Grötrup, Pressesprecherin des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft, klare Worte. So steht es nämlich im Landeshochschulgesetz. Hamburgs Wirtschaftssenator aber, Professor Doktor (Eigenbezeichnung) Erhard Rittershaus, hat dies nicht getan (taz 5.9.96), obwohl ihm die Uni Hannover den Doktor „Ehren halber“ verliehen hat.

Im Falle des Weglassens „muß die Hochschule reagieren“, so Grötrup, und den Betreffenden „freundlich und energisch darauf aufmerksam machen“. Das hat die Universität Hannover bisher mit aller Entschiedenheit versäumt. Die Promotionsordnung des Fachbereichs Maschinenbau sagt zwar eindeutig, daß der Ehrendoktortitel „Doktor-Ingenieur Ehren halber, abgekürzt Dr.-Ing. E.h.“ zu führen ist. Doch der zuständige Dekan, Professor Manfred Hager, will „keine Ahnung“ haben, ob das „E.h.“ auch weggelassen werden kann.

Der Hamburger Senatssprecher Cord Schellenberg hatte allerdings zwischenzeitlich bei der Uni Hannover interveniert, was die Kenntnis der eigenen Promotionsordnung erheblich geschwächt haben könnte. Denn auch die Frage, wie lange ein Honorarprofessor den Titel ohne Lehrauftrag behalten darf, kann das Dekanat nicht beantworten. Doch nach Paragraph 73 des Hochschulgesetzes wird der Titel hinfällig, „wenn die Lehrtätigkeit beendet“ ist, weiß Pressesprecherin Grötrup.

„Betr.: Wir Akademiker“, lautet die gestern gestellte kleine Anfrage des GAL-Abgeordnete Doktor (echt) Martin Schmidt an den Senat. „Wie viele Senatoren und Senatorinnen besitzen einen Doktortitel?“ Und: „Sind Ehrendoktortitel in der Öffentlichkeit als solche kenntlich zu machen?“

Einen ersten Versuch im Lernfeld akademische Bescheidenheit unternahm Rittershaus gestern. Während es auf den Pressemitteilungen der vergangenen Woche noch heißt „Wirtschaftssenator Prof. Dr. Rittershaus“, begnügt man sich nun mit dem schlichten „Wirtschaftssenator Rittershaus“.

Silke Mertins

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen