: 5.000 Arbeitsplätze trotz fehlender Ausbildung
■ BBJ-Programm hilft jungen schwervermittelbaren Erwachsenen bei der Jobsuche
Eigentlich hatte Yusuf Balaban kaum eine Chance auf dem regulären Arbeitsmarkt. Mit einem Hauptschulabschluß, einer abgebrochenen Lehre und schon über zwanzig Jahre alt, sahen seine Job- Perspektiven düster aus. Trotzdem hat er einen dauerhaften Arbeitsplatz gefunden, dazu noch in seinem Traumjob als Tischler. Yusuf Balaban ist einer von 5.000 Menschen, die bisher an dem BBJ- Programm 501/301 für beschäftigungslose junge Erwachsene teilgenommen haben. Das Programm, das 1988 konzipiert wurde, um speziell in Kreuzberg Jugendliche und Erwachsene bis 27 von der Straße zu holen, ist heute so erfolgreich, daß sogar Bundesjugendministerin Claudia Nolte der BBJ-Regiestelle am Wochenende einen Besuch abgestattet hat.
Das Prinzip ist simpel: Jugendliche, die schon mindestens ein Jahr arbeitslos sind, suchen sich selbst oder mit Hilfe der BBJ-SozialarbeiterInnen einen Betrieb, in dem sie gerne arbeiten würden. BBJ fördert den Arbeitsplatz für drei Jahre. Im ersten Jahr bekommt der Arbeitgeber 100 Prozent Lohnkostenzuschüsse, im zweiten 75, im dritten nur noch die Hälfte. Die Erfolgsquote ist erstaunlich: Rund 70 Prozent der TeilnehmerInnen werden nach dreijähriger Förderung fest angestellt. Die BBJ-Vermittler greifen bei ihrer Suche auf eine Kartei mit „willigen“ Betrieben zurück.
Daß der wichtigste Schritt, erfolgreiche Kontakte mit einer Firma zu knüpfen, nicht immer sofort klappt, ist keine Seltenheit. Der 25jährige Yusuf Balaban mußte seinen zukünftigen Chef tagelang mit vielen Argumenten überzeugen, daß der Tischler keinerlei Risiko mit ihm einginge. Dieter Deichsel wollte nämlich partout keine neuen Mitarbeiter, erst recht keinen ohne Ausbildung. Doch, so sagt er heute, „die im ersten Jahr kostenlose Arbeitskraft hat mich gelockt“, und Yusuf sei „besonders motiviert“ gewesen. Deichsel möchte ihn deshalb nach der Förderzeit fest anstellen.
Nach den Worten von Bundesjugendministerin Claudia Nolte ist das Projekt „ein sehr guter Ansatz, jungen Leuten nicht etwas Fertiges vorzusetzen, sondern auf ihre Eigeninitiative zu bauen“. Aufgrund der Erfolgsquote will sie prüfen, ob das Projekt auch in anderen Regionen eingesetzt werden kann. Der Bund finanziert das Projekt allerdings nur mit knapp 200.000 Mark. Der Löwenanteil wird vom Senat bereitgestellt: rund 18,7 Millionen Mark jährlich. Doch der hohe finanzielle Aufwand lohnt sich nach Auffassung des BBJ-Sozialarbeiters Siegfried Schulz: „Die Kosten für Sozialhilfe, Krankheiten und Therapien, die ohne das Programm anfallen würden, wären auf lange Zeit gerechnet sehr viel höher.“ Julia Naumann
Im BBJ-Programm sind noch Plätze frei. Infos unter 616 85 501.
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