Ungewisse Zukunft für Prater

Prenzlauer Berg: Geldmangel stellt öffentliche Sanierung des Kulturzentrums in Frage. CDU will neues Nutzungskonzept und Privatisierung  ■ Von Kathi Seefeld

Der Prater, Berlins traditionsreiches Ausflugs- und Unterhaltungsetablissement an der Kastanienallee, soll nun doch in private Hände gehen. Angesichts der Leere in der Landes- und Bezirkskasse werden bestehende Verträge kaum aufrecht zu erhalten sein, äußerte bei einem Ortstermin im Prenzlauer Berg der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Volker Liepelt. Noch steckt die Bausenatsverwaltung hin und wieder ein paar Restmittel in das marode Gebäude, Toiletten werden eingebaut, doch aktuelle Aussagen zum Investitionsbedarf, der irgendwo zwischen 20 und 35 Millionen Mark liegen soll, gibt es keine. „Es wäre unter den gegenwärtigen Bedingungen aber sicher eine Lüge, zu behaupten, wir könnten den Prater mit öffentlichen Geldern zu Ende sanieren“, konstatierte Liepelt.

Für Burkhard Kleinert, PDS- Kulturstadtrat im Prenzlauer Berg, kommt der neuerliche Ruf nach einem privaten Investor nicht überraschend. Ein Sonderausschuß der BVV unter Wortführung der CDU beschäftigt sich derzeit ausführlich mit der Tatsache, daß der Prater schon einmal ohne sichtbares Ergebnis 3,2 Millionen Mark verschlungen hat. In den Jahren 1990 bis 1992 flossen Bundesmittel aus dem Aufbau-Ost-Programm, für die zum Beispiel Heizungen eingebaut wurden, „die normalerweise Zehlendorfer Reihenhäuser schmücken“, wie Lukas Langhoff, seit über einem Jahr Theaterleiter der Völksbühne am Prater beschrieb. Auch wenn die erwartete Anschlußfinanzierungen des Bundes ausblieben, um diese Heizungen in Betrieb nehmen zu können – „das vorhandene Geld wurde wenig sachkundig verwendet“, schätzt Burkhard Kleinert. Wann und wie dabei durch die bezirklichen Amtsvorgänger in den vergangenen Jahren geschlampt worden ist, müsse geklärt werden, auch wenn die Intentionen der CDU dabei offensichtlich andere sind, als die der PDS. Kleinert sieht, daß aufgrund der Finanzsituation der Bezirk den Prater ohnehin nicht in dem Umfang für bezirkliche Kulturarbeit nutzen könne, wie ursprünglich angenommen war. Insofern stimmte er Liepelt hinsichtlich neuer Pläne zu, räumte aber ein, daß die „Intentionen eines Investors“ zu den bestehenden Nutzungen passen müßten.

Volker Liepelt wollte sich dabei nicht festlegen. Alle Planungs- und Nutzungskonzepte müßten geprüft werden, betonte er und faßte zusammen: „Der Prater soll so schön werden wie früher.“ Kein Ballsaal, aber ein Vergnügungs- und Kulturzentrum im traditionellen Arbeiterbezirk. Auch die bezirkliche CDU-Fraktion denkt an eine „Mischnutzung“, so CDU- Fraktionschef Dieter Stenger. Was immer sich die Christdemokraten konkret darunter vorstellen, vermochten sie bei ihrem Vor-Ort- Besuch nicht zu vermitteln. Allerdings scheinen sie mit ihren Ideen auch nicht ganz auf einer Welle mit Kultursenator Peter Radunski zu liegen. Der hatte bei einem Treffen mit den Stadträten der Bezirke gerade erst das aktuelle Nutzungskonzept des Praters gelobt.

So herrscht angesichts der Privatisierungspläne vor allem an der Volksbühne, die das Pratergebäude seit einem Jahr als Probebühne und zweite Spielstätte nutzt, großes Unbehagen. „Wir haben dem Prater nach Jahren des Leerstands wieder Leben eingehaucht.“ Mit dem sehr zögerlichen Baugeschehen, so Verwaltungsdirektor André Schmitz, habe man leben können. „Die CDU will jedoch einen privaten Investor, weil sie vor allem ein neues Nutzungskonzept will, ohne die Volksbühne, ohne Schlingensief.“