: Wo Penck auf Tiere trifft
■ Heute wird das Gerhard Marcks - Haus 25 Jahre alt
Schon zu seinen Lebzeiten erhielt der Bildhauer Gerhard Marcks (1889-1981) in Bremen ein eigenes Museum. Der gebürtige Berliner schuf 1951 nämlich die große Bronzeplastik „Bremer Stadtmusikanten“ vor dem Rathaus der Hansestadt. Mit seinem Einverständnis wurde 20 Jahre später, am 18. September 1971, im Torhaus der alten Ostertorwache die Gerhard Marcks-Stiftung eröffnet.
Seitdem bewahrt das Haus am Wall neben dem kompletten druckgraphischen Werk, Modellstudien und Skizzen allein 400 Plastiken von Marcks auf. Zusätzlich werden wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Bildhauer präsentiert. Aus Anlaß des 25. Geburtstages (18. September) werden die Erben von Gerhard Marcks die „Gürtelbinderin“ von 1958 überreichen.
Das Gerhard Marcks-Haus versteht sich als „Bildhauermuseum des Nordens“. „Das Standbein ist die Sammlung von Marcks-Arbeiten“, erklärt Martina Rudloff, seit Beginn Museumsleiterin, in Anspielung auf die klassische Komposition antiker Statuen. Das „Spielbein“ hingegen seien vier bis fünf Sonderausstellungen pro Jahr. Konzeptkunst ist dabei tabu. Statt dessen werden Künstler wie Hans Arp, A. R. Penck, Joseph Beuys, Markus Lüpertz und Jana Grzimek vorgestellt, bei denen die menschliche Figur im Vordergrund steht.
Die private Stiftung, die sich mit Hilfe eines Freundeskreises und von Mäzenen finanziell über Wasser hält, legt Wert auf Stil. Ein Souvenir-Shop mit T-Shirts und Adreßbüchlein würde dem Geist des Hauses widersprechen, sagt Kunsthistorikerin Rudloff. Parallel zur geplanten Maillol-Schau werden deshalb Originale zeitgenössischer Bildhauer verkauft.
Trotzdem wagt das Museum unkonventionelle Werbeaktionen, um die nach eigenen Angaben rund 30.000 Besucher pro Jahr auch weiterhin ins Haus zu locken. In einer Heinrich Kirchner-Retrospektive wurde 1992 ein Teil der Bronzen in den angrenzenden Wall-Anlagen aufgestellt. Ein Konzept, das sich als Blickfang bewährt hat. Auch während der Ausstellung „Henry Moore: Animals“ im kommenden Jahr soll die Tierplastik „Sheep peace“ auf der grünen Wiese nebenan plaziert und eigens von einer Schafherde bewacht werden.
Sabine Komm/dpa
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