piwik no script img

Mord oder Rufmord?

■ Belgischer Exminister im Mordfall Cools öffentlich schwer belastet

Brüssel (taz) – Die Affäre um den fünf Jahre zurückliegenden Mord an dem belgischen Spitzenpolitiker André Cools wird immer seltsamer. Drei der sechs inhaftierten Verdächtigen haben den ehemaligen Innenminister der Region Wallonien, Guy Mathot, erneut schwer belastet. Bereits am Freitag war bekanntgeworden, daß ein anonymer Zeuge die früheren Minister Alain Van der Biest, Guy Mathot und einen weiteren hohen Politiker als Drahtzieher des Mordes bezeichnet hatte. Guy Mathot sagte im Rundfunksender RTBF, er werde die drei Zeugen wegen Verleumdung verklagen.

Van der Biest sitzt als einer der Hauptverdächtigen seit zwei Wochen im Gefängnis. An Mathots Schuld scheint die Staatsanwaltschaft noch erhebliche Zweifel zu haben, jedenfalls hat sie bisher noch nicht die Aufhebung der parlamentarischen Immunität beantragt. Doch während die Ermittler den Namen des dritten hohen Politikers weiter geheimhalten, lassen sie offensichtlich die Verdächtigungen gegen Mathot zu den Zeitungen durchsickern. Dabei hat keiner der drei Inhaftierten bisher Belege für die Verstrickung Mathots präsentieren können.

André Cools, Parteichef der wallonischen Sozialisten und ehemaliger belgischer Vizepremier, war 1991 in Lüttich erschossen worden. Schon damals fiel der Verdacht auf Parteifreunde von Cools. Doch die Staatsanwaltschaft ließ die Spur bald wieder fallen.

Als Mathot 1994 wegen eines Schmiergeldskandals zurücktrat, stellten die belgischen Zeitungen folgenden Zusammenhang her: Die italienische Rüstungsfirma Agusta hatte an die belgischen Sozialisten Schmiergelder gezahlt, doch nur ein Teil davon kam in der Parteikasse an. Cools hatte Guy Mathot und Van der Biest im Verdacht, das Geld in die eigene Tasche gesteckt zu haben, und wurde deshalb ermordet. Der anonyme Zeuge soll dies nun teilweise bestätigt haben. Alois Berger

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen