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Gemeinsam schneller bauen?

Auf dem „2. Bauforum Berlin“ werden Planungsmodelle diskutiert, um „Bauen als integrativen Prozeß“ anzukurbeln  ■ Von Rolf Lautenschläger

Bauen muß noch schneller, billiger und vor allem rentabler werden. Weil die deutsche Bauwirtschaft in der Krise steckt und die ausländische Konkurrenz fürchtet, sollen neue Planungs-, Technologie- und Organisationsmethoden helfen, auf dem Bau wieder auf Vordermann zu kommen. Den Weg dorthin will das „2. Bauforum Berlin“ mit dem Titel „Bauen als integrativer Prozeß“ finden, wo Ingenieure, Investoren und Architekten über künftige Bau- und Fertigungsmethoden debattieren.

„Bauen, wie es einmal war, wird es in der Zukunft nicht mehr geben“, sagte Karlheinz Knauthe, Chef des Bauforums gestern bei der Eröffnung vor 300 Teilnehmern. Die traditionelle Kette: Bauherr – Architekt – Projektleiter – Ausschreibung – Handwerker – Abnahme sei zu zeitaufwendig und zu teuer geworden. Vielmehr komme es darauf an, unterschiedliche Bereiche auf der Baustelle von Beginn an zu integrieren. Die Rolle aller am Bau Beteiligten müsse überdacht werden. Knauthe: „Das optimale Zusammenspiel ist die Grundlage für ein effizientes Bauen.“ Es war für Knauthe keine Frage, wer auf der Baustelle dann den Ton angibt – nicht mehr der Architekt, sondern der Generalunternehmer.

Damit auch kleinere Firmen am Baukuchen partizipieren können, sollen sich diese zu Arbeitsgemeinschaften zusammentun. Die strukturellen Veränderungen, erklärte Bauminister Klaus Töpfer, erforderten aber eine Reform der Vergabeordnung (VOB). Ob die kleinere Unternehmen diese Kooperation angesichts der veränderten Wettbewerbsbedingungen überleben würden, konnte Töpfer nicht sagen. „Es bleibt die Frage, wer besser und billiger ist: der Generalunternehmer oder die Handwerksbetriebe.“

Sicher sei, daß diese es in Zukunft schwer haben werden. Allein auf den städtischen Baustellen werden derzeit noch weit über 70 Prozent der Aufträge an kleinere Handwerksunternehmen vergeben. Daß beim schnellen und integrativen Bauen die Qualität leidet, wie Volkmar Strauch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) fürchtete, wollten die Architekten zunächst nicht bestätigen. David Nelson aus dem Büro von Norman Foster betonte, neue Organisations- und Planungsverfahren der Computer und industrielle Fertigungstechniken großer Baukonzerne führten zu mehr Qualität und ökologischer Innovation am Bau. Nelson: „Unser Büro versucht, bei der Planung das internationale Know-how zu bündeln.“ Bei der Realisierung der Bank in Hongkong hätte das Foster-Team mit Unternehmen aus mehreren Kontinenten zusammengearbeitet. Nelson sah zwar auch die Gefahr, daß neue Bauprozesse Architekten ausgrenzen könnten, wies jedoch Befürchtungen zurück, Gebäude würden in Zukunft vom Fertighausband einiger weniger Generalunternehmer entstehen.

Das Bauforum tagt heute noch im Staatsratsgebäude. Themen sind Fertigteile, Stahlbau, neue Bauvorschriften und Planungsabläufe. Neben dem Kongreß ist auch eine Ausstellung zu sehen.

Im vergangenen Jahr wurde in Berlin ein Bauvolumen von 31 Milliarden Mark erreicht, teilte Bausenator Klemann mit. In den letzten zwei Jahren seien rund 270 Objekte im Wert von 40 Milliarden Mark begonnen worden.

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