: Ethik: Man gönnt sich ja sonst nix
Die Berliner Repräsentanz der Ökobank verspricht seit Juni auch im Osten gute Geschäfte mit gutem Gewissen. Die Anlagemöglichkeiten für grünes Geld sind vielseitig ■ Von Martin Kaluza
Schön, wenn man sein Geld arbeiten lassen kann. Aber wissen wir auch, was unser Geld gerade für uns arbeitet? Womöglich gerät mein Geld auf die schiefe Bahn und arbeitet für die Rüstung? Anständig soll unser Geld arbeiten. Edel soll die Anlageform sein, hilfreich und gut. Soviel zur Theorie.
Die Frankfurter Ökobank, die vorher nur in abstrakter Ferne existierte, ist im Juni mit einer Repräsentanz nach Berlin gekommen, um uns daran zu erinnern, daß man sein Geld auch nach ethischen Kriterien anlegen kann – im Juni nächsten Jahres soll die Filiale mit Geldautomat und Kundenservice fertig sein. Mit dem Bild des Bänkers, der allein auf die Maximierung seiner möglichen Gewinne aus ist, räumt das Institut bereits seit seiner Gründung im Jahr 1988 auf. Damals taten sich Alt-68er mit AnhängerInnen der Sozialbewegung der siebziger und Antiatombewegten der achtziger Jahre zusammen, um die Frankfurter Bankenlandschaft zu bereichern. Erklärtes Ziel der Bank ist es, Geld zielgerichtet in Projekte fließen zu lassen, die ökologisch unbedenklich oder gar förderlich sind, die soziales Engagement aufweisen und die nichts mit Rüstung, Tierversuchen oder Menschenrechtsverletzungen zu tun haben. Um solche Projekte mit besonders günstigen Förderkrediten unterstützen zu können (in der Regel ein Prozent billiger als am Kreditmarkt), setzt die Bank auf das Engagement ihrer Kunden: Geldanlagen werden wahlweise zu den üblichen Konditionen oder zu einem Fördersatz verzinst. 38,4 Prozent der Anleger gaben sich im vergangenen Jahr mit geringeren Renditen zufrieden und ermöglichten so die Vergabe der besonders günstigen Förderkredite – die Tendenz ist allerdings rückläufig. Auch nehmen Kunden in Kauf, daß ihr Gewinn bei langfristigen Investitionen in zukunftsweisende Technologien auf sich warten läßt. Trotz der Orientierung an ethischen Maßstäben legt man bei der Ökobank Wert auf die Sicherheit der Einlagen: So werden auch im Förderbereich neben der ethischen Korrektheit der AntragstellerInnen ihre Kreditwürdigkeit und das betriebswirtschaftliche Konzept in Beiräten geprüft. Zudem ist die Ökobank seit Juni 1996 Mitglied in der Einlagensicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR). Sollte das grüne Institut also einmal in eine schwierige finanzielle Lage kommen, wüßten die Sparer und Anlegerinnen ihr Geld in Sicherheit.
Bei den verschiedenen Anlageformen ist unterschiedlich transparent, wo das Geld der Anleger landet. In der Regel vertraut die Anlegerin auf ehrenamtliche Beiräte, die bestimmen, ob ein Kreditantragsteller den Zielen der Bank gerecht wird.
Zielgerichtet sind Anlagen in den verschiedenen Förderfonds. Wer hier einzahlt, kann sich aussuchen, ob sein Geld in den Bereichen Energie, Umwelt, Frauen, Selbstverwaltung, Psychiatrie oder Sozialengagement landet. Eine Liste der geförderten Projekte wird regelmäßig im Mitteilungsblatt „Ökorrespondenz“ abgedruckt (sofern diese einverstanden sind). Die Mindesteinlage der Förderfonds-Sparbriefe liegt bei immerhin 1.000 Mark, die Laufzeiten sind zwischen einem und zehn Jahren. Dafür sind die Sparbriefe zinsstabil: Der einmal ausgehandelte Satz gilt über die gesamte Laufzeit.
Wer sein Geld nicht langfristig anlegen will oder kann, kann ein Girokonto einrichten, einen Ratensparvertrag abschließen oder Festgeld anlegen. Diese Guthaben werden auf alle Förderbereiche verteilt. Kredit- und EC-Karte gibt es auch, leider ist der Ökogeldautomat (gibt nur grüne Scheine aus) erst in Vorbereitung. Mit 12 Mark Kontoführungsgebühren ist das Giro zwar nicht eben billig, und Studententarife gibt's auch nicht, aber nach dem Studium kommt ja das dicke Geld (und dann zählen keine Entschuldigungen mehr).
Im Mai richtete die Ökobank mit dem ÖkoVision-Fonds einen internationalen Aktienfonds mit Sitz in Luxemburg ein. Neben der Ökobank (51 Prozent) sind an diesem Fonds auch die Versiko GmbH mit 48 Prozent und die Vertriebsgesellschaft für ökologisch orientierte Investmentfonds mbH (Investiko) mit einem Prozent beteiligt. Hier kann einsteigen, wer auf einen Schlag 10.000 Mark aufbringt oder wer auf ein Wachstumskonto vierteljährlich mindestens 1.000 Mark einzahlt. Die Vorauswahl der Aktien besorgt die Londoner Ecofin Ltd., und der unabhängige Ausschuß, der die Einhaltung des Ethischen überprüft, ist kompetent besetzt: In ihm sind unter anderem Vertreter des BUND, des WWF und des Ökotest-Magazins mit von der Partie. In einem ersten Zwischenbericht, der demnächst erwartet wird, soll bekanntgemacht werden, welches die im Fonds vertretenen Aktien sind.
Wer schließlich gezielt in bestimmte Unternehmen investieren will, kann Projektsparbriefe abschließen. Die Ökobank zahlt das bei ihr eingezahlte Geld direkt an den Kreditnehmer aus, gegenwärtig etwa an das Dritte-Welt-Handelsprojekt „Gepa“ oder an das Münchner „WOGENO“-Projekt für ökologisches und soziales Wohnen.
Und schließlich agiert die Ökobank auch als Maklerin für steuerbegünstigte Direktinvestitionen. Momentan werden beispielsweise Anteile an dem in Niedersachsen gelegenen Windpark Halde Nierchen vermittelt. Ebenso kann man Anteile an der Solvis Energiesysteme GmbH erwerben, die in Deutschland Marktführerin auf dem Gebiet der Solarenergieanlagen ist. Im Unterschied zu den Projektsparbriefen wird hier kein Geld an die Bank selbst gezahlt, sondern die Anlegerin beteiligt sich am Unternehmen selbst und wird dadurch Miteigentümerin. Wenn die Firma pleite geht, in die investiert wurde, ist das Geld der Anleger weg – bei den Projektsparbriefen gibt es dieses Risiko nicht, da der Anspruch aus den Sparbriefen gegenüber der Bank erhalten bleibt. Die Ökobank verspricht aber dennoch, daß auch die Direktinvestitionen nicht in fadenscheinige Unternehmen fließen. Es werden nur Unternehmen ausgesucht, an denen die Bank eine Beteiligung „für aussichtsreich und auch gewinnbringend“ hält. An den meisten besitzt sie selbst Anteile.
Ökobank, Repräsentanz Berlin, Kurfürstenstraße 33, 10785 Berlin, Telefon 230870-41
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