USA lehrten Lateinamerika das Foltern

■ Pentagon bestätigt: Lateinamerikanische Militärs sind bis zum Jahr 1991 auf einer Armeeschule der USA darin unterrichtet worden, wie sie mit Einschüchterungen, Folter und Hinrichtungen gegen Guerilleros vorgehen können

Washington (wps/taz) – Die US-Armee hat die Militärs Lateinamerikas in den achtziger Jahren systematisch für Folterungen und Exekutionen ausgebildet. Was seinerzeit, zur Zeit der Guerillakriege, stets dementiert wurde, hat jetzt das Pentagon offiziell bestätigt: Sieben spanischsprachige Ausbildungshandbücher, nach denen die Militärschule „School of the Americas“ von 1982 bis 1991 Offiziere ausbildete, gaben Anweisungen, wie bei der Bekämpfung linker Guerilleros „Einschüchterung, Kopfgelder für tote Feinde, Schläge, Inhaftierungen, Exekutionen und Wahrheitsdrogen“ helfen sollten.

Die School of the Americas hat seit 1946 fast 60.000 Polizei- und Armeeoffiziere aus ganz Amerika ausgebildet. Bis 1984 geschah das in der US-kontrollierten Panamakanalzone; anschließend wurde die Ausbildung nach Fort Benning im US- Staat Georgia verlegt. Zu den berüchtigtsten Absolventen zählen der Gründer der Todesschwadronen von El Salvador, Roberto D'Abuisson, 19 salvadorianische Soldaten, die 1989 an der Ermordung von sechs Jesuitenpatern beteiligt waren, und General Antonio Noriega, der von den USA durch eine Invasion gestürzte Staatschef Panamas.

Ein Pentagonsprecher namens Arne Owens gab die Existenz der Mordanleitungen Freitag nacht zu – wohl nicht zufällig kurz nachdem die Hauptnachrichtensendungen der US-Fernsehsender vorbei waren. „Das Problem wurde 1992 entdeckt, ordnungsgemäß gemeldet und gelöst“, sagte der Oberstleutnant. Anschließend sei das Curriculum verändert und um ein „Pflichttraining zu Menschenrechten“ erweitert worden.

So ganz überrascht kann das Pentagon allerdings 1992 von der Existenz dieser Handbücher nicht gewesen sein: Jahre zuvor, während des Kriegs der Contras in Nicaragua, war bereits ein Exemplar von den Sandinisten erbeutet und in der lokalen Presse im Faksimile abgedruckt worden. Eher richtig ist wohl, daß 1992 die Guerillakriege in dieser Region vorüber waren und man die Handbücher nicht mehr brauchte. Da fiel es leicht, eine offizielle Untersuchung anzustrengen und darin festzustellen, die empfohlenen Methoden der Gewaltanwendung seien „Folge eines bürokratischen Versehens“. So als ob die Reagan-Regierung seinerzeit den Anti- Guerilla-Kampf und seine grausamen Methoden dem Zufall überlassen hätte. Die Untersuchung, die aus dem Büro des Pentagon stammt, das für die Überwachung der Geheimdienste zuständig ist, kommt tatsächlich zu dem Ergebnis, hier sei zehn Jahre lang „veraltetes Ausbildungsmaterial ohne die benötigte Genehmigung des Inhalts“ verwendet worden.

Der Pentagon-Bericht war vor einigen Monaten während einer Untersuchung des US-Kongresses über CIA-Aktivitäten in Guatemala aufgetaucht. Als erster kommentierte Joseph P. Kennedy, demokratisches Mitglied des Repräsentantenhauses, noch Freitag nacht die Erklärung des Pentagon. Die Handbücher zeigten, „was wir immer vermutet haben, daß nämlich Steuergelder zugunsten körperlicher Mißhandlungen eingesetzt wurden. Die School of the Americas sollte geschlossen werden.“ MR