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Gesichter total entstellt

■ Todesfälle von Diyarbakir lösen Gefangenenproteste in der Türkei aus

Istanbul (taz) – Nach dem Tod von mindestens zehn politischen Gefangenen im Gefängnis von Diyarbakir im Südosten der Türkei haben zahlreiche Verbände und Persönlichkeiten den Rücktritt des Justizministers Sevket Kazan gefordert. „Der Staat trägt den Krieg in die Gefängnisse. Der Ausnahmerechtsgouverneur und der Justizminister gehören vor Gericht“, sagte Rechtsanwalt Ercan Kanar, der Istanbuler Vorsitzende des Menschenrechtsvereins.

Am Dienstag waren gefangene Mitglieder der kurdischen Guerillaorganisation PKK (Arbeiterpartei Kurdistans), die sich der Verlegung in ein anderes Gefängnis widersetzten, zu Tode geprügelt worden. Während Justizminister Sevket Kazan von zehn Toten spricht, gehen Menschenrechtskreise davon aus, daß noch weitere Gefangene ums Leben gekommen sind.

Mittlerweile sind ungeheure Details an die Öffentlichkeit gelangt, die die staatliche Verantwortung bei den Toten ans Tageslicht bringen. Obwohl sie in Lebensgefahr schwebten, wurden die Gefangenen nicht ins Krankenhaus eingeliefert, sondern auf stundenlange Fahrt im Gefangenentransporter geschickt. Einer der Gefangenen verstarb schwerverletzt beim Transport von Diyarbakir nach Gaziantep. Familienangehörige berichten, daß die Gesichter der Toten bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind. Unter einem riesigen Aufgebot von Militär und Polizei wurden sie beigesetzt.

In zahlreichen Gefängnissen – in Istanbul, Ankara, Buca und Canakkale – fanden Protestaktionen der Gefangenen statt. Im Gefängnis Bursa begannen PKK-Gefangene einen unbefristeten Hungerstreik. Im Juli hatte ein Hungerstreik der politischen Gefangenen 12 Menschen das Leben gekostet, bevor Justizminister Sevket Kazan einlenkte. Der Bruch der damals getroffenen Vereinbarungen und die Toten von Diyarbakir beschwören eine neue Konfrontation. Ömer Erzeren

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