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■ Konstantin Wecker muß wg. Kokainkonsum in den KnastGrüße an Harald Juhnke

Am Donnerstag nachmittag wurde Konstantin Wecker zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Sein Verbrechen: 1995 hatte er fast zwei Kilo Kokain gekauft (strafbar) und allein oder mit Freunden verbraucht (nicht strafbar). Teilweise habe er das Rauschgift als Sexdroge verwendet, den größten Teil habe er als Crack geraucht. Angefangen hatte alles 1978. Als er Ende letzten Jahres festgenommen worden war, sei er körperlich am Ende gewesen und habe sich überhaupt nicht mehr aus dem Haus getraut, erzählte der süchtige Sänger. Zeitweise mußte er alle vier Minuten eine Crackpfeife rauchen. Verführt zu der Droge hätte ihn niemand, sagte der korpulente Liedermacher vor Gericht, „außer vielleicht die toten Dichter“. Nur hatten Rimbaud, Baudelaire, Nietzsche, Trakl, Benn, Johannes R. Becher und all die anderen, auf die er sich beziehen mag und deren Rauschgiftkonsum in Schulen und Universitäten meist immer noch schamhaft verschwiegen wird, eben das Glück, daß sie noch ganz legal ihren Drogenexperimenten nachgehen konnten.

Wer die Welt für einen Fernseher hält, wird es möglicherweise witzig finden, daß der sentimental-romantische Bayer nun dafür in den Knast muß, daß er das, was er mal sang – „genug ist nicht genug“ – ganz naiv sozusagen auch in seinem Leben umgesetzt hatte. Selber schuld, denn so wörtlich wollen die Dinge nicht verstanden werden, sondern eher irgendwie. (Deshalb findet man die klassischen Zitate der Rauschdichter am ehesten auch in den Wohnungen derer, für die zwei Bier schon ein Erlebnis sind; in den Räumen christlicher Jugendgruppen etwa.)

Während die einen meinen, daß das Urteil im Rahmen der herrschenden Drogenprohibition als milde zu bewerten sei, meinen andere, er wäre – etwa in Nordrhein-Westfalen – mit einer Bewährungsstrafe davongekommen. Wie auch immer: Daß jemand in einem Land, in dem der Handel mit Waffen nicht als sonderlich ehrenrührig gilt (wenn man die Richtigen beliefert) und ein paar Millionen nach legalen Drogen und Medikamenten süchtig sind, zweieinhalb Jahre in den Knast muß, weil er sich mit illegalen Drogen fertiggemacht hat, bleibt – mit vielen Grüßen an Harald Juhnke – skandalös. Bevor Wecker seine Strafe antritt, wird er übrigens noch mal auf Tournee gehen. Detlef Kuhlbrodt

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