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In eigener SacheMonopol-Feder

■ Am schmalen Grad zwischen Bericht und Konkurrenz-Verbellen: Weser-Kurier über Radio 107.1

Seitdem es in Bremen ein privates Radio gibt – Radio 107.1 – gibt es eine Kampagne des Weser-Kurier dagegen. Der Hintergrund liegt auf der Hand: Monopole versuchen ihre Monopolstellung mit allen Mitteln zu verteidigen.

Der Weser-Kurier (Bretag) hatte großes Interesse und sogar einmal eine eigene Firma im Hinblick auf diese private Frequenz ins Handelsregister eintragen lassen. Nachdem die Bretag nicht als Gesellschafter dabei war bei der Frequenzvergabe, greift die Zeitung jeden Anlaß auf, um gegen die mißliebige Konkurrenz Stimmung zu machen. Fast so, als sollten die Gesellschafter erpreßt werden, den Weser-Kurier in den Kreis der Gesellschafter aufzunehmen, um endlich „Ruhe zu haben“.

Für den Weser-Kurier gibt es, wenn er nicht beteiligt ist, dasselbe kommerzielle Argument wie für Hörfunk-Chef Vinke: der „Werbekuchen wird kleiner“. Wie der scharfe journalistische Blick durch blankes Firmeninteresse getrübt werden kann, zeigt ein schlichter Vergleich: Als die Kabelzeitung, an der der Weser-Kurier geschäftlich beteiligt war, Fördergelder erhielt, war das keine Schlagzeile wert. Zu recht: Das ist ein normaler Vorgang. Medienbetriebe sind auch Wirtschaftsbetriebe.

Wenn es nun um die vermeindliche Konkurrenz geht, macht der Weser-Kurier daraus einen Skandal. Wobei die jüngste Schlagzeile „Privatsender will sich ein halbes Studio bezahlen lassen“ (WK am 30.9.) vor allem zeigt, daß der Schreiber keine Ahnung von Studio-Preisen hat. Die Summe von ca. 240.000 Mark wird gewöhnlich bei Vorgängen der bremischen Wirtschaftsförderung an den geschaffenen Arbeitsplätzen gemessen. Und da ist sie nicht ungewöhnlich. Im Vergleich zu den Geldern, die bisher vergeblich zur wirtschaftlichen Belebung der Schlachte ausgegeben wurden, ist diese Summe sogar gering. Beim Vergnügungen wie den Scorpions wurde für einen einzigen Abend mehr ausgegeben. 240.000 Mark, das ist etwa die Summe, die Bremens Wirtschaftsförderer jeden Monat in das schwarze Loch auf dem staatseigenen AG-Weser-Gelände werfen, solange dort keine Arbeitsplätze geschaffen werden. Daß der Weser-Kurier dieses Thema hilfreich totgeschwiegen hat, der „taz-Journalist Klaus Wolschner“ aber nicht locker ließ, ärgert den Staatsrat des Wirtschaftsressorts besonders. Der Weser-Kurier fungiert auch gestern nur als Echo des Staatsrates.

Maßstab für die Bewertung von Wirtschaftsförderung könnte sein, wieviel Fördergelder für Neuansiedlungen von kleinen Unternehmen im Dienstleistungsbereich sonst bewilligt wird – wenn man vergleich will. Beim Wirtschaftssenator gibt es sogar einen „Topf“ zur Förderung des Medienstandortes Bremen. Aber darum geht es dem Weser-Kurier nicht, es geht um Stimmungsmache.

Auch den Staatsrat hat an der taz immer schon geärgert, daß die Zeiten vorbei sind, in denen er mit nur einem Monopol-Blatt umgehen konnte.

Befremdlich ist an dem aktuellen Vorgang zudem eines: Offenbar hat der Staatsrat Frank Haller interne Angaben über einen Förderantrag, also Geschäftsgeheimnisse einer Firma, an das konkurrierende Monopol-Unternehmen weitergegeben. Mit seinem handschriftlichen Vermerk, daß da möglichweise „bewährte Strukturen durcheinandergebracht würden“.

Soviel nur zum Umgangsstil mit mittelständischen Unternehmen im Bremer Wirtschaftsressort. Klaus Wolschner

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