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Spekulationen um Freizi-Schließungen

■ Senatorin plant Stellenabbau bei Jugendfreizeitheimen / Vorwurf: „Zahlen willkürlich“

Die Bremer Jugendfreizeitheime zittern, denn die Zahl 19 macht die Runde. Genau 19 Freizeitheime gibt es in Bremen, und genau 19 Freizi-Stellen sollen in der Stadt abgebaut werden, fürchten Bremens Jugendbetreuer. Möglicherweise müssen deshalb etliche Freizeitheime schließen.

Bis Ende 1997, so die Senatsvorgabe, muß das Amt für Soziale Dienste 47,5 Stellen einsparen. Deshalb prüft Jugend-Senatorin Wischer derzeit mit der Verwaltung, wie die Vorgabe der Politik umzusetzen ist. Mit der Entscheidung, die am 1.1.97 bereits umgesetzt werden soll, hinkt die Behörde schon einen Monat hinterher. Doch obwohl noch nichts entschieden und kein senatorischer Entwurf das Haus Wischer verlassen hat, protestierten bereits Kinder und Betreuer im Buntentor gegen den Stellenabbau und die dann angeblich zwangsläufige Schließung des Freizis. „Wenn so über das Sparen geredet wird, sind die Folgen absehbar. Wenn überall eine Stelle gespart werden soll, ist klar, daß nicht alle Häuser weiterarbeiten können“, erklärt Betreuerin Monika Becker. „Keine Schließung im Jugendzentrum Bunterntor“ und „Scherf, lass Es!“ prangte auf Faxen aus der Neustadt, mit denen Buntentor-Kinder schon mal vorsorglich senatorische Faxgeräte blockierten.

„Das ist nichts als Spekulatius“, wiegelt der Sprecher der Sozialsenatorin, Holger Bruns-Kösters, ab. Eine Vorgabe der Senatorin, 19 Stellen in Freizeitheimen zu kürzen, gäbe es nicht. Allerdings: Die Zahl 19 liegt auf dem senatorischen Tisch. Die Amtsleitung der vier Bremer Dependancen des Amts für Soziale Dienste hat sie in einem internen Beschluß vorgelegt - zum Leidwesen von Erich Böhm, Personalrat beim Amt für Soziale Dienste Mitte/West. „Die Zahl ist nicht fachlich, sondern willkürlich abgeleitet“, glaubt er. Alle 19 sollten sparen - so erklärt Böhme das Zustandekommen der Sparzahl.

Währenddessen versucht die Sozialbehörde, kritische Stimmen gar nicht erst laut werden zu lassen. Im Bremer Westen spricht ein Mitarbeiter von einem Maulkorberlaß. Joachim Kuhlman vom Freizi Friesenstraße verkündet ironisch: „Der öffentliche Dienst spricht in diesem Fall mit einer Stimme.“ Monika Becker stimmt dennoch mit Böhm überein: „Die Amtsschiene guckt gar nicht mehr inhaltlich.“ Dem widerspricht Bruns-Kösters: „Wir gucken natürlich, wer im eigenen Saft schmort und wo gut gearbeitet wird. Wir können aber nicht sagen, daß alle prima sind.“

Daß die Freizis nicht ungeschoren davon kommen werden, ist ohnehin klar. Die Personalstärke der Kindertagesstätten und der Sozialämter ist an Pro-Kopf-Schlüssel gekoppelt. Hier kann das Amt für Soziale Dienste ebenso wenig sparen wie bei Pflichtaufgaben, wie dem Ambulaten Sozialdienst. Wie die gefährdeten Spielhäuser, gehören die Freizis zu den freiwilligen Leistungen einer Stadt. Böhm schätzt deshalb, daß bis zu sechs Freizeitheime auf der Strecke bleiben werden. Er befürchtet, daß wegen der formelhaften Vorgabe ein Freizeitheim wie das in Oslebshausen ohne Rücksicht auf das soziale Umfeld geschlossen werden könnte. „Und das“, sagt er mit Blick auf die türkischen Jugendlichen als stärkster Nutzergruppe, „wäre ein jugendpolitischer Schritt in Richtung Ausgrenzung.“ Gespart aber werden muß, so Senatorinnensprecher Bruns-Kösters: „Wir können nichts daran ändern, daß vereinzelt irgendwo geweint wird.“ LR

L.R.

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