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Jassir Arafat lädt Eser Weizman nach Gaza ein

■ Erster offizieller Besuch des PLO-Chefs in Israel. Keine Annäherung über die Hebron-Frage bei den israelisch-palästinensischen Verhandlungen in Erez

Jerusalem (AFP) – Bei seinem ersten offiziellen Besuch in Israel hat Palästinenserpräsident Jassir Arafat den israelischen Präsidenten Eser Weizman zu einem Gegenbesuch nach Gaza eingeladen. Die Friedensverhandlungen mit Israel müßten nonstop weitergehen, sagte Arafat nach Abschluß des Treffens. Weizman sagte, er mische sich nicht in die Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern ein. „Ich versuche lediglich zu helfen, das war das Ziel dieses Treffens.“ Zuvor hatte Arafat noch einmal gefordert, der Friedensvertrag mit Israel müsse umgesetzt werden. Danach hätte Israel bis März seine Truppen aus Hebron im Westjordanland abziehen müssen.

Weizman hatte den Palästinenserchef nach Israel eingeladen, nachdem er zuvor Ministerpräsident Netanjahu mehrfach vergebens zu einem Treffen gedrängt hatte. Auf Druck der USA waren Netanjahu und Arafat in der vergangenen Woche in Washington zusammengekommen und hatten die Wiederaufnahme der Friedensgespräche vereinbart, die am Sonntag nach langer Pause in Erez an der Grenze zwischen Israel und dem Gaza-Streifen fortgesetzt wurden. Arafat schlug nach dem Treffen mit Weizman vor, die Friedensverhandlungen ins israelische Eilat oder ins ägyptische Taba zu verlegen.

Bei den Verhandlungen in Erez protestierten die Palästinenser unterdessen gegen die Ankündigungen der israelischen Delegation, Israel wolle die Kontrolle über die Stadt Hebron im Westjordanland auch nach einem Teilabzug behalten. Die palästinensische Delegation in Erez war erst nach der Vermittlung des US-Sondergesandten Dennis Ross bereit, die Verhandlungen fortzusetzen.

Nach israelischen Rundfunkberichten hatten die Vorschläge der israelischen Delegation, gegenüber dem Vertrag von Oslo „kleine Änderungen“ zum Schutz der 400 jüdischen Siedler in Hebron vorzunehmen, zu einer Krise der Verhandlungen geführt. Die palästinensische Delegation von Saeb Erakat hatte aus Protest den Raum verlassen.

Israel will Rundfunkberichten zufolge auch nach einem Teilrückzug die Kontrolle über jene Höhenzüge behalten, die oberhalb des Stadtviertels liegen, in dem die jüdischen Siedler leben. So sollten diese vor Attentaten radikaler Palästinenser geschützt werden. Außerdem solle eine Pufferzone zwischen den Stellungen der israelischen Soldaten und der palästinensischen Polizisten geschaffen werden. Die Ausrüstung der palästinensischen Sicherheitskräfte solle sich auf Pistolen beschränken. Die palästinensischen Unterhändler in Erez kündigten lediglich an, sie wollten ihre Antwort auf die israelischen Forderungen bei der Wiederaufnahme der Verhandlungen am gestrigen Nachmittag vorlegen.

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