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Lohnfortzahlung: Metaller bitten zu Tisch

■ Kürzung für Kranke wird jetzt zur Verhandlungssache. Gesamtmetall fühlt sich von Regierung im Stich gelassen. IG Metall fordert fünf Prozent in kommender Tarifrunde

Berlin (taz) – Tarifbruch ist out, Verhandeln ist wieder in. Nach dem spektakulären Wendemanöver der Metall-Arbeitgeber in Sachen Lohnfortzahlung müssen sich Arbeitgeberverbände und IG Metall wieder am Verhandlungstisch in die Augen sehen. Die Verhandlungsmasse wird immer größer und komplizierter. Auf dem Tisch liegt nicht nur die brisante Frage der Lohnfortzahlung, sondern seit gestern auch eine Forderung der IG Metall zur Tarifrunde 1997: Die größte deutsche Einzelgewerkschaft kündigte für die westdeutsche Metall- und Elektroindustrie „ein Forderungsvolumen von 4,5 bis 5 Prozent“ an. Damit soll zum einen die Inflationsrate ausgeglichen werden. Den größten Teil der Lohnsteigerung aber will IG-Metall- Chef Zwickel für „beschäftigungspolitische Vereinbarungen“ reservieren.

Morgen geht es bei dem Gespräch zwischen den Metall-Arbeitgebern und der Gewerkschaft aber zunächst nur um die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die hat inzwischen auch einen heftigen Streit zwischen Regierung und Gesamtmetall ausgelöst. Dessen Spitzenmann Stumpfe sieht sich von der Bonner Koalition „im Stich gelassen“. Es sei ein „einmaliger Vorgang“, daß eine Regierung zunächst ein Gesetz zur gekürzten Lohnfortzahlung durchs Parlament bringe, um die Unternehmer anschließend davor zu warnen, dieses Gesetz anzuwenden.

Regierungssprecher Peter Hausmann protestierte. Die Regierung habe lediglich „Rahmenbedingungen“ für eine Kürzung der Lohnfortzahlung schaffen wollen. Laufende Tarifverträge sollten dabei beachtet werden, mahnte Hausmann. Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) schlug gar eine neue „Kanzlerrunde“ mit Arbeitgebern und Gewerkschaften vor. SPD-Fraktionschef Rudolf Scharping erkannte unterdessen eine „hochexplosive Lage“ und beantragte eine aktuelle Stunde zur Lohnfortzahlung. Der soziale Frieden sei „in eine massive Bedrohung hineinmanövriert worden“. Barbara Dribbusch

Tagesthema Seite 3

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