: Tourismuskonzept für Malaysia
■ WWF leistet Vorarbeit für sozial- und umweltverträglicheren Tourismus als neues Markenzeichen
Malaysias Ministerium für Kunst, Kultur und Tourismus will die nationale und internationale Fremdenverkehrsplanung künftig nach umweltfreundlichen Gesichtspunkten ausrichten. Die Behörde hatte bereits im vergangenen Jahr den WWF gebeten, entsprechende Empfehlungen auszuarbeiten. Nun liegt dem zuständigen Parlamentsausschuß seit wenigen Wochen ein Strategiepapier der Artenschützer zur Beratung vor. Darin fordert der WWF die Regierung auf, die in der Werbung häufig strapazierte Floskel „Ökotourismus“ eindeutig zu definieren, und zwar als „verantwortliches Reisen in relativ intakte Naturräume, das den Artenschutz fördert und dazu beiträgt, die Lebensbedingungen der ortsansässigen Menschen zu verbessern“. Sämtliche Tourismusvorhaben sollten sich nach Ansicht des WWF an diesen Inhalten orientieren.
Damit der „nationale Ökotourismus-Plan“ effizient umgesetzt werden kann, wird die Bildung einer Aufsichtsbehörde gefordert. Sie soll nach Vorstellung von WWF-Projektleiter Dr. Geoffrey Davison neue, auch für Besucher zugängliche Naturschutzgebiete ausweisen, den Ausbau der Infrastruktur nach ökologischen Kriterien kontrollieren, Reiseleiter ausbilden und „Benimmregeln“ für Touristen aufstellen. Der WWF Malaysia geht davon aus, daß das Parlament den Vorschlägen zustimmt und den Plan bereits in wenigen Wochen verabschiedet.
Das schnelle Überspringen der bürokratischen Hürden hat einen handfesten Grund. Malaysia registriert drastische Besucherrückgänge aus einigen der wichtigsten Herkunftsländer. Die Zahl der deutschen Touristen verringerte sich in den letzten drei Jahren kontinuierlich. Nach offiziellen Angaben reisten 1995 etwa 61.000 Bundesbürger in das südostasiatische Land. Mit einer veränderten Ausrichtung des Tourismus hofft Malaysia wieder mehr Urlauber ins Land zu locken und neue Zielgruppen zu erschließen. Schätzungen, wieviel Geld die malaysische Regierung die Absage an touristischen Raubbau und der Wandel zugunsten einer mehr ökologisch und sozial tragfähigeren Fremdenverkehrspolitik kostet, gibt es nicht. Angaben darüber, wieviel Arbeitsplätze und Einnahmen die Neuorientierung im Tourismus bringen soll, bleibt der WWF schuldig.
Angenommen wird lediglich, daß etwa 10 Prozent der Touristen naturverbunden reisen. Eine der interessantesten Dschungelregionen Malaysias auf Borneo, die am Oberlauf des Rajan-Flusses gelegene Gegend um Bakun, wird dann garantiert keinen Anreiz mehr für „Ökotouristen“ bieten: Hier entsteht zur Zeit einer der größten Staudämme Südostasiens: 609.00 Hektar Land werden überflutet. jup
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