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Nicht nur Entführer, sondern auch Betrüger

■ Vor zwei Wochen wurde der Multimillionär Jakub Fiszmann entführt. Inzwischen haben die Täter vier Millionen Mark Lösegeld erhalten – von Fiszmann keine Spur

Wiesbaden (AFP) – Unbekannte haben einen schwerreichen Frankfurter Unternehmer entführt und ihn trotz der Zahlung von vier Millionen Mark Lösegeld nicht wieder freigelassen. Die Polizei ging am Wochenende mit dem Fall des seit fast zwei Wochen vermißten Jakub Fiszmann an die Öffentlichkeit, nachdem er trotz der Lösegeldzahlung nicht aufgetaucht war.

Aber auch gestern fehlte von dem 40jährigen nach Angaben des hessischen Kriminalamtes (LKA) jede Spur. Es gebe kaum Hinweise aus der Bevölkerung, sagte ein Sprecher. Die Polizei vermutet aber, daß der Unternehmer noch lebt. Vor fünf Jahren war bereits der damals sechsjährige Neffe Fiszmanns entführt, später aber wieder freigelassen worden. Die Polizei hält es für möglich, daß es sich um dieselben Täter handelt.

Fiszmann ist der Sohn des verstorbenen Uszer Peter Fiszmann, der nach Presseberichten mit einem Vermögen von geschätzten 400 Millionen Mark zu den reichsten Männern Deutschlands gehört. Unter anderem gehörte der Vertrieb der japanischen Videocassetten JVC zu den Geschäftsbereichen des aus Polen stammenden Vaters. Jakub Fiszmann kümmert sich vor allem um den vom Vater geerbten Immobilienbesitz.

Fiszmann wurde am Abend des 1. Oktober in Frankfurt entführt. In einem Fiat-Lieferwagen, mit dem der 40jährige verschleppt wurde, wurden Blutspuren und die Armbanduhr des Vermißten gefunden. In Kontakten mit den Entführern erfuhr die Polizei, daß sich Fiszmann eine Rippe gebrochen hat, als er sich gegen seine Entführer wehrte.

Nachdem eine erste geplante Lösegeldübergabe drei Tage nach der Entführung nicht zustande gekommen war, erhöhten die Täter ihre Geldforderung von 3,5 auf vier Millionen Mark. In einem Brief an den Bruder Fiszmanns in Köln erwähnten die Täter Details der Entführung des Neffen 1991. Daraus schließen die Behörden, daß es sich möglicherweise um dieselben Entführer handelt.

Der Bruder des Entführten deponierte am Donnerstag am Randstreifen der Autobahn A 3 zwischen Frankfurt und Köln bei Idstein neben einem Unfallwagen das geforderte Lösegeld. Die Täter nahmen das Geld und verschwanden. Entgegen einer Abmachung mit den Entführern wurde Fiszmann aber am Freitag nicht freigelassen. Ein LKA-Sprecher sagte gestern, solange keine gegenteiligen Hinweise vorlägen, gingen die Behörden davon aus, daß Fiszmann noch lebt.

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