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Kleinere Renten und mehr Beitragszahler

■ Die Parteijugendorganisationen suchen nach Rentenalternativen

Bonn (taz) – Die jungen Politiker aller Parteien suchen nach Alternativen zum derzeitigen Rentensystem. Und die Alten geben grummelnd ihren Senf dazu. Nachdem die Jungen Liberalen (Julis) auf ihrem Bundeskongreß am Sonnabend in Kassel eine „radikale Rentenreform“ gefordert hatten, will sich die Junge Union (JU) mit einer einfachen „Reform“ begnügen und diese zu einem der Hauptthemen ihres Deutschlandtages machen, der vom 18. bis 20. Oktober in Görlitz stattfindet. Die Rente hat für die Junge Union Priorität, „weil wir die Legimitation haben für das Thema“, so der JU-Bundesvorsitzende Klaus Escher.

In der vergangenen Woche hatten die Jung-Grünen Regine Barth und Manuela Rottmann davon gesprochen, den Kreis der Beitragszahler um die Selbständigen und Beamten zu erweitern und die hohen Rentenauszahlungen zu deckeln. Der Bundesvorsitzende der Julis, Michael Kauch, hatte mit markigen Sprüchen einen Systemwechsel gefordert. „Wenn es bei der Besitzstandswahrung für die heutige Gerneration bleibe, seien die künftigen Generationen „die Dummen“. Er forderte die Abschaffung der gesetzlichen Rentenversicherung zugunsten einer privaten Rentenversicherung.

JU-Chef Escher traut sich dagegen soviel Klartext nicht zu. Etwas umständlich spricht er von einer „stärkeren Betonung der Kapitalbildung“ und will „die Sicherung des Lebensalters mehr in die Verantwortung des einzelnen legen“. Von einer Grundsicherung, so Escher, wie sie bei den Bündnisgrünen diskutiert wird, wolle er lieber nicht sprechen. „Sonst bekommen wir eine Abwehrbewegung.“ Langer Rede kurzer Sinn: Das Rentensystem bleibt, die Beträge werden aber gekürzt, mehr Eigenversicherung ist notwendig.

Der ganz große Zorn von Sozialminister Blüm wird daher ausbleiben. Beim Bundeskongreß des FDP-Nachwuchses hatte der christdemokratische Arbeitsminister keinen Zweifel daran gelassen, daß mit ihm eine grundlegende Änderung des Rentensystems nicht zu machen sei. Die Umstellung von der Umlagefinanzierung auf ein Modell der Kapitaldeckung erfordere einen Kapitalstock von acht Billionen Mark. Blüm will auch auf die Leistungsbezogenheit der Rente nicht verzichten. Damit steht er im Einklang mit dem FDP- Vorsitzenden Wolfgang Gerhard. Die jungen Grünen wollen mehrheitlich ebenfalls keine radikale Rentenreform. Darin sind sie sich mit den „Alten“ einig. Der größte Unterschied, so die 28jährige Regine Barth, besteht darin, daß für die Jungen das Thema brennender ist. Markus Franz

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