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Waffenruhe: Ja, aber

■ In Afghanistan stellen die Taliban und die Truppen Massuds Bedingungen

Islamabad (AFP) – Die zwei wichtigsten Kriegsparteien in Afghanistan haben sich gestern unter Vorbehalt bereit erklärt, das Waffenstillstandsangebot von Usbeken-General Abdul Raschid Dostam anzunehmen. Ein Sprecher der radikalislamischen Taliban- Miliz sagte in deren Hauptquartier in Kandahar, Bedingung für die Waffenruhe sei, daß gleichzeitig alle Kriegsgefangenen ausgetauscht würden.

Ein Sprecher von Achmed Schah Massud, Militärchef der gestürzten Regierung, machte einen Waffenstillstand von der Bereitschaft der Taliban abhängig, Verhandlungen über die Demilitarisierung von Kabul zu akzeptieren. Der Waffenstillstand sollte nach Dostams Vorschlag ab Montag mittag (Ortszeit) an allen Fronten in Afghanistan gelten. Die Lage in der afghanischen Hauptstadt war am Mittag ruhig.

Taliban-Sprecher Mullah Muhammad Hakkani sagte, der im Konflikt vermittelnde pakistanische Innenminister Naseerullah Babar sei zu Dostam gereist, um dem Usbeken-General die Antwort der Taliban zu überbringen. Die Taliban schlugen auch eine zwölfköpfige Kommission vor, die den Waffenstillstand überwachen soll. Ihr sollen Vertreter Dostams, Massuds, der Taliban und der schiitischen Hesb-i-Wahdat von Karim Chalili angehören. Der Radiosender der Taliban-Miliz hatte am Montag vormittag gemeldet, Kabul solle gegen die heranrückenden Truppen von Massud „bis zum letzten Mann“ verteidigt werden.

Massuds Sprecher sagte im Hauptquartier der Regierungstruppen in Dschabul Saradsch: „Wenn es heute eine Waffenruhe gibt, müssen die Gespräche über die Demilitarisierung von Kabul so schnell wie möglich beginnen. Sollten die Taliban sagen: Waffenstillstand ja, aber keine Gespräche, glaube ich nicht, daß jemand das akzeptieren würde.“

Den Waffenstillstandsvorschlag hatte Dostam am Sonntag gemacht. Der Usbeken-General kontrolliert mehrere Provinzen im Norden des Landes und hatte vor etwa zehn Tagen ein Verteidigungsbündnis mit den Regierungstruppen geschlossen, jedoch nicht aktiv in die Kämpfe eingegriffen.

Die Taliban und die Truppen Massuds liefern sich seit Tagen heftige Kämpfe nördlich von Kabul, das von den Taliban am 27. September eingenommen worden war. Massud hatte bis Sonntag verlorenes Terrain zurückerobert und stand etwa 20 Kilometer vor Kabul. In Kabul traf gestern der UN- Sondergesandte für Afghanistan, Norbert Holl, ein. Er sollte mit außenpolitischen Vertretern der Taliban zusammenkommen.

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