: Machtkampf ohne Sieger
■ Keine Einigung zwischen IGM und Gesamtmetall
Das Scheitern des Spitzengesprächs der Metalltarifpartner könnte für beide Seiten zum historischen Datum werden. Es geht längst nicht mehr nur um Lohnprozente und Kostenmanagement – die künftige Konfliktregelung zwischen Kapital und Arbeit insgesamt steht auf der Tagesordnung. Bisher bildete der Flächentarifvertrag das zentrale Ordnungselement für die betrieblichen Beziehungen im Nachkriegsdeutschland. Er verhinderte archaische Grabenkämpfe von Betrieb zu Betrieb, bot Arbeitgebern wie Beschäftigten durch bindende Verträge gleichermaßen ein Stück Sicherheit.
Dieses Gut scheint vielen Arbeitgeberfunktionären nun nicht mehr viel wert zu sein. Das zeigte sich beim Streit um die Lohnfortzahlung, als Gesamtmetallchef Werner Stumpfe nicht mehr davor zurückschreckte, seine Mitgliedsunternehmen zum offenen Vertragsbruch aufzufordern.
Doch die erste Runde dieses Machtkampfes ging an die IG Metall. So schwach ist die betriebliche Kraft der Gewerkschaften noch nicht, als daß sie jeden Willkürakt schlucken müßten. In Betrieben mit hohem Organisationsgrad stehen immer noch alle Räder still, wenn die IG Metall es will. Deshalb sahen sich die Arbeitgeber landauf, landab gezwungen, Stumpfe aus schnödem ökonomischem Eigeninteresse die Gefolgschaft zu verweigern. Der Weg, Betrieb für Betrieb die gesetzlichen Verschlechterungen durchzusetzen, ist vielen Unternehmen verbaut. An seinen Zielen hält Gesamtmetall indes nach wie vor fest. Das abrupte Gesprächsende zeugt davon.
Notgedrungen schickt sich die IG Metall nun an, über die Kündigung des Manteltarifvertrages in Bayern die Lohnfortzahlung arbeitskampffähig zu machen. Diese Schlacht könnte sie angesichts der Stimmung in den Betrieben durchaus gewinnen. Die totale Konfrontationsstrategie verbietet sich für die IG Metall gleichwohl. Denn was käme danach? Eine Absicherung im Manteltarifvertrag würde nicht viel nutzen, wenn sich künftig Unternehmen massenweise dem Tarifvertrag per Verbandsflucht entzögen. Daraus resultiert auch für die IG Metall ein gewisser Zwang, eine auch von breiten Teilen der Unternehmen akzeptierbare Lösung zu erreichen. Kompromisse sind deshalb vorgezeichnet. Walter Jakobs
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen