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KommentarMutige Kripo

■ Kripobeamte brechen Korpsgeist

Wenn Lieschen Müller auf der Wache Anzeige gegen einen Taschendieb stellen will, rattern Schreibmaschinen in Bremens Polizeistuben. Der Vorfall wird aufgenommen, schließlich geht es um einen dringenden Tatverdacht. Ebenso geben Beamte vor Gericht zu Protokoll, was sich bei schweren Taten in Wirklichkeit zugetragen hat.

Doch wenn Polizisten selbst ins Fahndungsraster geraten, ist es mit der Bereitwilligkeit nicht mehr so gut bestellt. Das mußte jetzt auch das Schöffengericht im Falle des bestohlenen Ukrainers Igor P. erleben. Nichts, aber auch gar nichts Belastendes ließ sich der Stellvertreter des stellvertretenden Revierleiters gegen seine Kollegen im Zeugenstand entlocken. Statt der Wahrheitsfindung zu dienen, setzte der auf Korpsgeist und legte seine Maulsperre an. Dafür ist die Polizei schon oft gescholten worden. Und auch dafür hat sie zum wiederholten Male Schelte verdient.

Dennoch: Der Beamte hätte sich sein peinliches Auftreten im Gerichtssaal auch sparen können. Schließlich nahmen zwei Kollegen der Kriminalpolizei all ihren Mut zusammen und damit auch als Zeugen vor Gericht kein Blatt vor den Mund. Sie sind zu wichtigen Zeugen geworden und haben mutmaßlich zur Urteilsfindung des Gerichtes beigetragen: Eine mutige Kriminalpolizei.

Katja Ubben

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